Donnerstag, 10. Oktober 2024: Route des Vins du Médoc 3 / Pauillac 2

Getrunkene Weine:

2019 Riesling Norheimer Dellchen Grosses Gewächs, Dönnhoff: So subtil, so ausgewogen, so rein und frisch, wie es nur ein Riesling sein kann! Kühle Mineralität, Parafin, mit einer erfrischenden Säure und einem langen, salzigen Finale. Einstieg gelungen!

1986 Pontet-Canet: Nur noch ein paar Brombeeren, die Frucht markieren. Kalte Asche, irritierend ein Hauch von Essig, metallisches Finale.

1989 Lynch-Moussas: Blutwurst, Herbstlaub, grüne Noten, metallisch. Zu dünn und leicht für einen klassierten Bordeaux.

2004 Haut-Bages Libéral: Die erste posisive Überraschung des Abends: ein sauberer, dezent animalischer, süssliche dunkle Beerenfrucht verströmender Bordeaux, mit haufenweise Lakritz und Mokka im recht langen Abgang.

2004 Croizet-Bages: Etwas krautig und nicht wirklich konzentriert, aber ok, ohne Mängel, mit dem Duft nach Cassis und Brombeeren, präsente Säure, mittellanges Finale.

2004 Pedesclaux: Dunkle Beeren, Milchschokolade, Tabak, Leder, saftig und mit Druck. Langes, fein süssliches Finale.

2004 Duhart-Milon: Dezente Animalik, dunkle Früchte, Cassis, Zedernholz, dunkle Schokolade, vollmundig, beeindruckend langes Finale.

2017 Grand-Puy Ducasse: Viel Cassis, schwarze Kirschen, aber auch rote Johannisbeeren, kräutrig, Lakritz. Am Gaumen wuchtig, trotz der polierten Tannine etwas adstringierend, das Finale ist derart cassisbetont, dass man einen Don Max im Munde glaubt.

2018 Haut-Batailley: Schwarze Schokolade, Crème de Cassis, würzig, wuchtig und vollmundig, etwas alkoholisches, leicht trockenes Finale.

2019 d’Armailhac: Viel Cassis, Brombeeren, intensiv, Lakritz, Bleistiftmine. Saftig, wenn auch noch blutjung, fleischig, erstaunlich langes, druckvolles Finale.

1986 Latour: Eine Mischung von Kellermuff und leichtem Kork, kräutrig, am Gaumen mit Ecken und Kanten, eine gewisse Saftigkeit lässt sich nicht abstreiten, aber auch, dass es an wirklicher Expressivität mangelt.

1997 Lafite Rothschild: Der schönste Wein zum Abschluss! Konzentriert, ohne zu überborden, elegant wie ein Albatros in den Lüften, sanft wie ein Lämmchen, aber dennoch mit der Energie eines Hyperaktiven, dem das Ritalin versteckt wurde. Seidig, beschwingt – Lafite!

2003 Sigalas Rabaud: Crème Brûlée, kandierte Frucht, Backgewürze, sehr, sehr süss. Gott sei Dank hält die Zitrussäure dagegen und hinterlässt dem Ganzen eine gewisse Frische.

Herbstferien: Am Do 17. Oktober 2024 sind wir auf Weinreise in der Pfalz und der Weinklub ist geschlossen.

Donnerstag, 3. Oktober 2024: Sizilien DOCG, DOC, IGT

Getrunkene Weine:

2019 Riesling Siefersheim Porphyr, Wagner-Stempel (Rheinhessen): Ein Hauch von Petrol, saftiger Pfirsich, Zitronenmelisse, Blumen. Am Gaumen recht cremig, aber auch saftig und mineralisch, der Abgang ist lang und salzig.

2009 Tancredi, Donnafugata: Getrocknete Früchte und Kräuter, Lakritz, medizinal, balsamisch, rund und schmeichlerisch. Weit, bald zu weit fortgeschritten.

2016 Cabernet Sauvignon Vigna San Francesco, Tenuta Regaleali Tasca d’Almerita: Verführerisch dunkle Beeren, Lakritz, Schokolade, Tabak. Am Gaumen griffig, im durchaus langen Finale leicht auszehrend.

2018 Passorosso Etna Rosso, Passopisciaro: Rote Früchte, Weihrauch, rohes Fleisch, zeigt Charakter und viel Kraft. Auf positive Art eher schlank am Gaumen, der Abgang ist mineralisch und lang.

2017 Etna Rosso, Tenuta delle Terre Nere: Himbeerfrucht, Kaffee, Zitrusabrieb, fast schon dicke Post, aber bleibt schön saftig, der Abgang ist lang.

2015 Calderara Sottana Etna Rosso, Tenuta delle Terre Nere: Setzt nochmals eins drauf, ist tiefer, dichter, spektakulär mineralisch, Blutorange, rote Beeren, am Gaumen mit Grip und einem sehr langen Abgang.

2016 Munjebel MC, Frank Cornelissen: So ungeniessbar, dass man immer wieder dran nippt und das Unfassbare einfach nicht wahrhaben will. Doch er bleibt ungeniessbar, der Wein ist und bleibt tot. Oder, um es mit dem jahrzehntealten Running Gag von Monty Python zu formulieren: solange Graham Chapman tot ist, wird es keine Wiedervereinigung geben…

2012 Passito di Noto, Planeta: Lindenblüten und Hagebutten, getrocknete Aprikosen, Reineclaude, karamelisierte Zitrone, Eistee. Süss, schwer, hat sich gut über all die Jahre gehalten.

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Weinernte bei Firriato per Schiff – Quelle Firriato

Donnerstag, 26. September 2024: Südafrika

Getrunkene Weine:

2015 Steenberg Lady R Méthode Cap Classique: 70% Pinot Noir, 30% Chardonnay. Apfel- und Erdbeernoten, dezent Honig und Zimtwürze, nussig. Etwas gar lahme Bläschen, die dank der frischen Säure etwas aufgepeppt werden. Mittellanges, leicht salziges Finale.

2023 Chardonnay Pinch of Salt, Groote Post: Grapefruit, Ananas, Grasnoten, als wär’s ein Sauvignon Blanc. Etwas aufdringliche Bonbonaromatik, dieser Wein gehört eher an einem lauen Sommerabend gekippt denn bei Dauerschiff im Herbst.

2015 Chardonnay, Lismore: Rauch, Vanille, Feuerstein, reife Zitrusfrucht. Auch am Gaumen eine wahre Freude mit einer knackigen Säure, mineralischen Trümpfen und einem langen, an Chassagne-Montrachet erinnernden Abgang.

2019 Chenin Blanc Kelder Steen, Badenhorst: Vornehme Zurückhaltung. Lindenblüten, Wachs, reife Zitrusfrüchte. Subtil, fast schon sanft, dennoch intensiv, mit guter Länge und einem nicht unangenehmen Hauch von phenolischer Bitterkeit.

2020 Chenin Blanc AVA, Rall: Ananas, dezent Honig, Weissdorn, Lindenblüten, sowas von präzis! Am Gaumen dicht, vielschichtig, mit straffer Säure und einem mineralischen, sehr langen Abgang. Was für ein toller Chenin Blanc!

2015 Pinotage Estate Wine, Kanonkop: Nicht Sein oder Nichtsein war hier die Frage, sondern ob Schattenmorelle oder Steinweichsel. Und ob bei Tschaikowskys Ouvertüre 1812 Kanonendonner ja oder nein. Wie bei Kanonkop (kleiner Hügel): Von dort wurde im 17. Jahrhundert eine Kanone abgefeuert, um die Farmer über Handelsmöglichkeiten mit vorbeifahrenden Schiffen im Hafen der Table Bay zu informieren. Doch was war nun des Pudels Kern? Dass uns der WEIN gefiel!

2015 Pinotage, Beeslaar: Buschbrand, Zimt, Kirschen, Vanille, Mon Chéri. Saftig, lebendig, dicht und mit grossartiger Länge. Ein Top-Pinotage!

2006 Capaia, Baron von Essen: Süssholz, Rauch, etwas Minze. Auch am Gaumen wieder Rauch, als hätte man gerade Gauloises blau geraucht. Plötzlich auch noch Tomatenmark. 18 Jahr, kein blondes Haar zwar, aber immer noch wunderbar…

2000 Fusion V Directors Reserve, de Toren: V steht für die fünf Bordeaux-Rebsorten. Kochbanane, dunkle Früchte, ein Häuchlein Minze, Tabak, Unterholz. Am Gaumen mit viel Druck, einem Häuchlein Maggi und einem erstaunlich mineralischen, sehr langen Finale.

2017 Lady May, Glenelly: Schwarze Beerenfrucht, Süssholz, Kaffee. Zugänglich, mit Tiefe, vollmundig, sehr lang, allerdings am Schluss leicht austrocknend. Lady May, Lady Gaga? Nein, May-Eliane de Lencquesaing (Pichon Lalande), der Glenelly gehört.

2015 Vin de Constance, Klein Constantia: Die Biertrinker riechen India Pale Ale, die Feinschmecker getrocknete Aprikosen und Zimt. Auf jeden Fall üppig, konzentriert, sehr süss, aber mit gut dagegenhaltender Säure. Ein weiterer Super-Südafrika-Abend neigt sich dem Ende zu…