Donnerstag, 3. Dezember 2020: Bordeaux – linkes Ufer – 90er Jahre oder älter…

Getrunkene Weine:

1993 Domaine de Chevalier blanc: Weit, aber noch immer herrlich zum Trinken! Brioche, Honig, gelbe Aepfel, Karamell. Keine Ahnung, wo unser Youngster all diese weissen Chevaliers stets herzaubert…

1978 Labégorce: Waldboden, pilzig, würzig, am Gaumen metallisch und scharf.

1969 Branaire (Duluc-Ducru): Malz, Waldboden, verschwitzter Rosssattel, Teer, Fichtenharz, Hobelspäne. Am Gaumen noch mit Kraft, endet leicht bitter.

1975 Beychevelle: Leder, Pilz, Waldboden, sehr schön gereift! Am Gaumen die 75er Sperrigkeit, leicht auszehrend.

Glana 1988: Knapp trinkbar, aber Spass macht der nicht mehr – die Frage taucht auf – war da mal überhaupt Fleisch am Knochen?

Glana 1998: Auch zehn Jahre später ist den Verantwortlichen dieses Château kein grosser Wurf gelungen – ein Wein, an dem man kurz nippt und den Rest gern dem Spittoon überlässt…

1990 d’Arche Haut-Médoc: Dörrfrüchte, Bratensauce, Teer, Hanfseil, Rosssattel, Schwarztee. Einfach, aber ok.

1993 Léoville-Barton: Durchaus gelungen für diesen Jahrgang, wenngleich die grünen Noten und die starke Säure jetzt ausgeprägter zum Vorschein kommen als noch vor ein paar Jahren.

1995 Ducru-Beaucaillou: Sodeli, endlich sind wir angekommen… Schwarze Schokolade, Tabak, fleischig, das ist Bordeaux, so wie wir ihn lieben! Gibt’s noch so etwas in diese Richtung?

1995 La Conseillante: Ja – wenngleich ein Piratli vom rechten Ufer… Macht nichts, diese Piraten lieben wir! Pfefferminze, Zedernholz, kalte Asche, Weihrauch, saftig, noch voll im Schuss und mit bemerkenswerter Frische im sehr langen Abgang!

1985 Rieussec: Feine gedörrte Aprikosen, Akazienhonig, nicht allzu süss.

1998 Rieussec: Viel Safran, wirkt deutlich süsser als der 85er.

Donnerstag, 26. November 2020: ‚Parker, WS, JS & Co: 96 Punkte‘

Getrunkene Weine:

2019 Luddite Chenin Blanc, Luddite, Südafrika (96 Wineterminator): Reduktiv, braucht unheimlich viel Luft, dennoch natürlich viel zu jung. Vielversprechend, feine Quittennoten, Grapefruit, viel Mineralität. Sehr trocken am Gaumen, mit bestens integrierter Säure.

2014 Sancerre Edmond, Alphonse Mellot, Frankreich Loire (96 Parker, 17 Jancis Robinson): Feine weisse Pfirsichnoten, Holunderblüten, Mandarinen, ätherisch, sehr mineralisch. Frische Säure, salziges, sehr langes, salziges Finale. Wirkt noch jung und nicht ausgereift – vielversprechend!

2008 Riesling Cuvée Frédéric Emile, Trimbach, Frankreich Elsass (96 Parker, 17+ Jancis Robinson, 94 Vinous, 92 Wine Spectator): Petrol, Lanolin, Pfirsich, Kandis, Honig. Auch hier: definiv noch nicht auf dem Genusshöhepunkt angelangt. Schöne, unaufdringliche Säurestruktur, bemerkenswerte Länge.

2015 Barbaresco Ovello Riserva, Produttori del Barbaresco, Italien Piemont (96 Parker, 95 Vinous, 96 Wine Spectator): Rote Kirschen, Rauch, leichte Dörraromen, nasser Stein, kräutrigwürzig. Am Gaumen fleischig, streng, noch nicht ansatzweise im richtigen Trinkfenster. Einige Jahre weglegen.

2015 Chianti Classico Riserva, Castello di Volpaia, Italien Toskana (96 Wine Spectator, 16 Jancis Robinson, 92 Parker, 93 Vinous): Schwarze Kirschen, Vanille, Gewürzmischung. Am Gaumen breit, rund, endet leicht bitter. Hier sind wir uns einig: die 96 WS-Points sind zu hoch!

2016 Arbossar, Terroir Al Limit, Spanien Priorat (96 Parker, 18 Jancis Robinson): Nach Norden ausgerichteter schiefriger Cariñena-Rebhang. Kein Mainstream-Wein! Eigensinnig, kompromisslos. Menthol, kalter Kaffee, schwarze Früchte, Gummi, stark mineralisch. Am Gaumen fleischig, zu Beginn etwas störend CO2, sehr lang.

2009 San Román, Maurodos, Spanien Toro (96 Parker, 15 Jancis Robinson, 90 Vinous, 91 Wine Spectator): Leicht animalisch, Fleischsuppe, dezent Streumi, Heidelbeeren, Lakritz, Mokka, blumig. Kalte Asche, mundfüllend, runde Tannine, sehr langes Finale. Jetzt trinken!

2013 Monteverro, Monteverro, Italien Toskana (96 Falstaff, 95 Parker, 16 Jancis Robinson): Tiefdunkle Farbe! Vanille, Karamell, Banago, Kaffee, schwarze Kirschenfrucht. Rund und üppig am Gaumen, mit feinem Schmelz, langes Finale.

2013 Rockpile Vineyard Haley Syrah, Jeff Cohn Cellars, USA, Kalifornien (96 Parker): Süsse pralle Brombeeren, Leder, Lakritz, floral. Ein üppiges Geschoss von Wein, aber attraktiv bleibend, mit erstaunlich viel Mineralität, einer guten Tanninstruktur und einem druckvollen, sehr langen Finale.

1999 Cabernet Sauvignon Reserve, Mondavi, USA, Kalifornien (96 Falstaff, 18.5 Jancis Robinson, 87-88 Parker, 92 Vinous, 95 Wine Spectator): Hammer! Nach längerer Belüftung ein Wahnsinnswein, derart komplex, derart schön gereift, derart ausgewogen – einfach nur wow! Vielen Dank, Markus! Die 87-88 Parker-Punkte stammen vom Dezember 2000, Jancis Schätzli hat diesem Wein im April 2016 satte 18.5 Punkte gegeben, die 92 Vinous-Punkte stammen aus dem Jahr 2019 (Von Stephen Tanzer), Falstaff hat 2004 96 Punkte gezückt, Wine Spectator seine 95 Punkte im Jahr 2016. Fazit: die Bewertungen eines reifen Bordeaux, Kaliforniers oder was auch immer sind stets mit grosser Vorsicht zu geniessen und meist längst überholt, vor allem bei Röbi P.

Allen vielen Dank – es war ein toller 96-Punkte Abend!

Donnerstag, 19. November 2020: Australien (2000 und jünger)…

Getrunkene Weine:

2000 Riesling Isolation Ridge, Frankland Estate: Gelbe Aepfel, Bienenwachs, Apfelkuchen, sehr schön gereift – macht noch richtig Spass!

2007 Cabernet Sauvignon Blacksmith, Langmeil: Schwarze Johannisbeeren, laktisch, etwas Vanille, dezent Tabak. Am Gaumen leicht grün, adstringieren, mittlere Länge.

2001 Shiraz Estate Bottled, Rosemount: Gummiabrieb, Zwetschgenkompott, Schokolade. Wirkt mastig und etwas zu alt.

2003 Shiraz Victoria Estate Bottled, Brown Brothers: Aetherische Noten, Nagellack – Flaschenfehler?

2016 Jekyll & Hyde Shiraz Viognier, Hugh Hamilton: Brombeeren, Milchschokolade, Menthol, rohes Fleisch. Am Gaumen voll, leicht Grünschnitt, druckvolles Finale.

2005 The Stocks Single Vineyard, Woodstock: 100% Shiraz. Vielschichtige Nase! Brom- und Himbeeren, Aufschnittplatte, Wild, spezielles Holz, Rauch, Teer, Pfeffer. Am Gaumen mundfüllend, Tabak, sehr langes Powerfinale – Spektakel pur! Dazu Jimis Live-Gitarrensalven aus Woodstock oder Janis Joplins geniales Gekrächze – himmlisch!

2006 The Relic, Standish: Syrah und Viognier. Teer, Lakritze, Mokka, Pfeffer, üppig, fast schon schwülstig. Geht’s noch dicker?

2018 Carnival of Love, Mollydooker: Und ob! Himbeeren und rote Johannisbeeren dominieren, dazu Zedernholz, Mokka. Am Gaumen erstaunlich würzig, breit und mit viel Alkohol, langes Finale.

2010 Shiraz Alte Reben, Kaesler: Zum Schluss etwas ganz Anderes! Lakritze, schwarze Schokolade, mineralisch, spannende Gewürze, zum Teil irritiert leichter Nagellackgeruch. Am Gaumen fleischig, vielschichtig, mit geschmeidigen Tanninen und einem langen Finale. Spannend!