Donnerstag, 2. März 2017: Serie Bordeaux – Graves und Pessac Léognan

An diesem tollen Abend haben wir folgende Weine genossen:

Clos Floridene 2012, blanc: Sauvignon Nase mit Äpfeln und Ananas; am Gaumen exotische Früchte, wieder Ananas und Äpfel, reife Zitronen, recht lang – dieser Wein macht richtig Spass

Chateau de Fieuzal 2010, blanc: Zarter Duft mit Birnen und Mostäpfeln, schöne Spur Marzipan; am Gaumen viel Druck, breit und tief, fast cremig, positiv leicht bitter, Spuren von Birnen und Äpfeln – beeindruckend

Chateau Pape Clément 1993, blanc: hufff, in der Nase nasse Wolle (Skisocken nach 3 Tagen auf der Piste), Kork?; am Gaumen wieder die nasse Wolle, üppig und cremig, butterig, oxidativ, Kalk – schwieriger Wein und den ganzen Abend die Diskussion Kork kein Kork

Chateau Pape Clément 2003, blanc: Nasenschmeichler, Backpulver, Vanille, Butter; am Gaumen schwer, cremig, Butter, Vanillenoten, Marzipan, gross – nicht zum Apero und Essen; vielleicht zum Schach

Ch. Larrivet Haut-Brion 2007, blanc: An der Nase typisch Bordeaux, deftig, grasiger Sauvignon; der Gaumen harmonisch, cremig, schöne Säure, Blüten, Lindenblüten – toll

Chateau La Garde 2005: der macht kein Spass – animalisch und üppig konzentrierte Füchte mit Holz an der Nase; am Gaumen schwach auf der Brust, unharmonisch, unreif, bitter, Holz – vergessen

Ch. Pontac Monplaisir 2004: die Nase mit Rossstall, deftiger cremiger Frucht; am Gaumen unharmonisch, schwarze Früchte, grün, Peperoni, und doch cremig, eigentlich irgendwie ok …. aber, aber ….

Domaine de Chevalier 2000: an der Nase feine Animalik, schöne rote und dunkle Früchte; am Gaumen Blut, saftig und trocken zugleich, Tanine, gross, verschlossen – warten, warten

L’Esprit de Chevalier 2009: Nase mit konzentierten Früchten, würzig, süss; am Gaumen ein Konzentrat, schwarze Früchte, süsse Tanine, mittellang – toll

Chateau Gravas 1989, Barsac: schöne Nase mit Brioche, Aprikosen, cremig; am Gaumen auf dem Höhepunkt, mit herrlich reifen Aprikosen, cremig, lang – schöner Abschluss

Donnerstag, 23. Februar 2017: Merlot – Traubensorten im Visier!

Getrunkene Weine:

– Rosso di Sera 2000, Klausener (Schweiz): a) Ein Traum von gereiftem Tessiner Merlot! Pinotaffinität, wie sie selten vorkommt! Diese Saftigkeit, diese Fruchtsüsse, perfekt eingebettet in einer ausgewogenen Säure. Alkohol? 12.4%. Da jubelt die Leber! Dieser 17jährige Tessiner Bursche haut einen um – das WOW liegt noch auf den Lippen…  b) grauenhaft dünnes Süppchen, wie ein Pinot aus dem Weinland…

– Roncaia Riserva 2012, Vinattieri (Schweiz): Unharmonisch, grün, kräutrig, dazu austauschbar, angeblich eine seit langem mit Coravin angestochene Flasche – ist das die Erklärung?

– Merlot Riserva 2012, Veccia Masseria (Schweiz): Dick, modern, mit grünen Noten am Gaumen, zusätzlich noch ein leichter Essigstich – das genügt, um ihn auszukippen…

– Napa Valley Merlot 1995, Robert Pecota (USA): Extrem viel Süssholz, Anflug von Rumtopf, leicht staubig, Teernoten, am Gaumen mit Druck.

– Valentino 2011, Feudi del Pisciotto (Italien): Bratensauce, Maggi, Leim, Iod, unharmonisch.

– Cont’Ugo 2012, Marchesi Antinori (Italien): Modern, aber attraktiv. Cremig, weich, fein.

– Château Péby-Faugères 2001 (Frankreich): schwarze Beeren, Eukalyptus, am Gaumen bitter und blechig, irgenwas stimmt da nicht…

– Roncaia Riserva 2012, Vinattieri (Schweiz): Diese Flasche ist ok. Leicht grün, aber der Druck ist da, gute Länge.

– Merlot 2010, Kyburg (Südafrika): Zuviele grüne Noten, Unterholz, sperrig.

– Merlot 2006, Swanson (USA): Nicht schlecht, von der Sorte Wein, die man einfach trinkt und schnell vergisst.

– Montiano 2008, Falesco (Italien): Liebstöckel, Minze, Leder, am Gaumen leider auszehrend. Wenn sich der Gaumen noch verfeinert, dann kann ja noch was draus werden.

 

Donnerstag, 16. Februar 2017: Rhône Nord…

Getrunkene Weine:

– Condrieu 1990, Delas: Oxidiert, ist auseinandergefallen, zudem eine Säure, die die Zahnhälse auffrisst. Da sei wieder mal aus dem Oxford-Lexikon Jancis Robinson zitiert, nämlich dass der Condrieu meist im Alter von zwei bis vier Jahren getrunken werden sollte.

– Condrieu La Doriane 2015, Guigal: Das leicht Reduktive verschwindet schon nach kurzer Zeit, und dann taucht einfach etwas Grossartiges auf: Aprikosen, Pfirsich, Clementinen, üppig umfangreich, die Viognier-Traube herrlich repräsentierend, am Gaumen massiv, breit und sehr sehr lang! Ein Meisterwerk, in den nächsten fünf Jahren zu geniessen. 99 Parker gibt’s nicht jeden Donnerstag im Club!

– Hermitage Ex Voto Blanc 2010, Guigal: Die Steigerung! 100 Parker-Punkte. Danke Andi! Grandiose, offene Nase mit Noten von Orangen, Pfirsich, Blumen, Lychee, Minze, Blutwurz (sagt Ruedi), am Gaumen seltene Harmonie, Säure schlicht perfekt, mineralisch untermalt, endlos lang – Wahnsinn! Jetzt oder in zehn oder in zwanzig oder in dreissig Jahren – dieser Wein wird Jahrzehnte locker überstehen. Genial!

– Hermitage Chevalier de Sterimberg 1996, Jaboulet-Ainé: Geduld heisst die Mutter der Porzellankiste…   Anfangs Apfelkuchen, Creme Brulée, ranzige Butter, Sherrynoten, leicht stichig, knochentrocken und unharmonisch. Drei Stunden später: Sherrynote: weg, ranzige Butter: weg. Geblieben: Apfelkuchen, Creme Brulee, druckvoll, herrlich gereift – eine tolle Bestätigung, wie gut Roussanne und Marsanne (im Unterschied zu Vioginier) aus einem guten Jahrgang reifen kann. Cool!

– Côtes-du-Rhône 2011, Saint Cosme: Nach den gewaltigen Weissweinen hatten die Roten es diesmal schwer: rote Beeren, recht fruchtig, leicht laktisch, Oliven, gedörrte Zwetschgen, wenig Pferdestall. Mittellanger Abgang.

– Cornas Domaine de Saint-Pierre 2000, Jaboulet-Ainé: Pfeffrig, Tabak, animalisch, am Gaumen hart, mit spitzer Säure. 2000 war in der nördlichen Rhône nicht gut. Das merkt man diesem Wein an.

– Côte Rôtie 2000 Tardieu-Laurent: Blut, Iod, Leder, Tabak, animalisch, Oliven, Pfeifensaft, am Gaumen leider auch etwas mit gar viel Säure, kein Schmeichler.

– St. Joesph Vignes des Hospices 2010, Guigal: rauchiger Speck, fleischig, Graphit, schwarze Beeren, sehr kompakt, harmonisch, mit extrem viel Druck am Gaumen und einer betörenden Länge, genügend Tannine, um den Wein nochmals für ein Jahrzehnt zu versenken. 2010 war ein Hammerjahrgang in der gesamten Rhôneregion!