Donnerstag, 13. Juni 2024: Route des Vins du Médoc 2 / Saint-Estèphe

Getrunkene Weine:

2014 Cos d’Estournel blanc: 66% Sauvignon Blanc, 34% Semillon. Blumig, Limetten, weisse Grapefruit, leichte Honignoten, gute Säure, recht langes Finale.

1995 Cos Labory: Leder, animalisch, etwas Tabak, die Frucht ist mehr oder weniger verloren gegangen. Trockene Erde, am Gaumen zupackend, mit taffer Säure, mittellanges Finale.

2004 Cos Labory: Zugänglich, Cassisnoten, Lakritz, Minze, das Gegenteil vom klassischen 95er. Rund und geschmeidig, dezent grüne Noten im mittellangen Finale.

2002 Lafon-Rochet: Dunkle Beeren, Zigarrenkiste, Lakritz, wirkt recht streng. Am Gaumen tauchen animalische Noten auf, Paprika, der Abgang ist mittellang.

2009 Lafon-Rochet: Viel Cassis, Kirschen, laktisch, vollmundig, fast schon dramatisch füllig. Gut stützende Säure, die uns aus der Heile-Süsse-Welt herausholt und auf den Boden der Bordeaux-Realität zurückbringt.

1989 Calon-Ségur: Das ist ja noch verführerischer als der 09er Lafon Rochet! Wäre diese erotische 89er Süsse eine Frau, im Club wär’s mit Sicherheit zum Tumult gekommen… Dass der Abgang etwas gar hart daherkommt, interessiert niemanden mehr: Schnüffeln genügt!

1996 Montrose: Übertrifft unsere Erwartungen bei WEITEM! Animalisch, Tabak, muskulös, Urgewalt! Hat nichts mit der Gelassenheit eines Haflingers zu tun, da sind wir beim giggerigen Lipizzaner Hengst angelangt…

1986 Cos d’Estournel: War Montrose Urgewalt, ist Cos Grandezza! Kaffee, Schokolade, Lakritz, Sinnlichkeit! Humphrey Bogart würde sagen: schau mir ins Glas, Kleiner – bevor ich ausgetrunken habe…

1997 Doisy-Daëne: Gedörrte Aprikosen, Marzipan, Honig, ein Hauch von Zimt, nicht zu süssüppig, gerade richtig! Und sehet: auf dem e von Daëne thront ein ¨ – stolzgeschwellt ist meine Brust!

Fazit: alles richtig gemacht! Die Grand Cru Classés aus Saint-Estèphe alle gehabt – der Nächste bitte!

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Donnerstag, 14. September 2023: Serie Bordeaux – Dekaden Special 70er und 00er

Getrunkene Weine:

2011 Riesling Schimbock, Vollenweider (Mosel, Deutschland): Intensiv reifer Apfel, getrocknete Zitrusfrüchte, sehr kräutrig, steht etwas quer in der Landschaft.

1970 Château L’Angélus: Streumi-Dominanz, dahinter zierlich Tabak. Streumi verzieht sich nicht, bleibt und bleibt und bleibt. Schade!

1972 Château Tour de Ségur: Noch durchaus gut trinkbar: Hagebuttentee, süsser Pfeifentabak, eine Spur Himbeeren. Kräutrig, gefährlich auffahrende Säure, eher kurzes Ende.

1975 Château La Chapelle de Lesparre: Kellermuff, sperrig, zusätzlich metallisch. Nix mehr.

1978 Château Saint-Estephe: Bohnen, rote Peperoni, grün, am Gaumen etwas besser, aber auch nicht so, dass Lobeshymnen erklingen…

1979 Château Franc-Mayne: Kork. Ungeniessbar.

1977 Château Lafite-Rothschild: Leder, Möbelpolitur, kalter Kaffee, filigran, eine Schönheit am Verblühen.

1979 Château Gloria: Nasses Seil, Süssholz, grüne Noten, aber durchaus noch trinkbar.

2009 Château Gloria: Brombeergelee, dunkle Schokolade, Kakao, moderne Geschichte, aber irgendwie sexy.

2000 Château Faugères: Wirkt noch jung, wunderschöne Nase, Zedernholz, schwarze Schokolade, Minze, füllig, langes Finale. Toll!

2003 Château Brane-Cantenac: Kaffee, Schokolade, dunkle Beeren, Süssholz, leicht auszehrend im mittellangen Finale.

2005 Château Poujeaux: Verhalten, dunkle Beeren, animalisch, Rossschweiss. Zwar fleischig, aber die Animalik dominiert zu stark.

2006 Haut-Carles: Tannenharz, abgehangener Teebeutel, kantig und austrocknend. Unharmonisch.

2009 Marojallia Margaux: Banago, süsslich, Schokobanane, spanische Nüssli – ein modernes Ding mit unglaublichem Druck im durchaus langen Abgang.

2009 Château Malescot St-Exupéry: Schwarze Früchte, würzig, vielschichtig und nobel, da stimmt alles – ein würdiger Abschluss eines nicht ganz einfachen Abends.

2015 Château Doisy-Daëne: Gedörrte Aprikosen, Honig, etwas Marzipan, recht üppig, cremig, aber mit feiner Säure, die dagegenhält.

Donnerstag, 26. Januar 2023: Roussillon

Getrunkene Weine:

Parenthèse Bulle Brut Nature, Riberach: Mineralisch, salzig, floral, Bitterongen, später mit etwas Luft und Wärme Honig. Ein gelungener Einstieg, um den Gaumen zu wecken!

2016 Côté Floral Blanc, Lafage: Muskat und Viognier. Ein Nasenwein, voll parfümiert, riecht nach unreifen Aprikosen, krass grasig. Am Gaumen lasch, ohne Pfupf, Säure inexistent.

2007 Collioure Côté Montagne, La Rectorie: Würzig, kräftig, Leder, Rosmarin, Hagenbuttentee, kräutriges Finale.

2007 Hugo, Thunevin-Calvet: Eine Magnumflasche, liebenswerterweise seinerzeit von unseren Clubabenteurern direkt aus dem Roussillon mitgeschleppt! Ausladend, üppig, Brombeerkonfitüre, Pfeffer, Schokolade. Viel Alkohol, aber dennoch sexy – ein Koloss, den man einfach gern haben muss!

2009 Le Clos des Fées, Hervé Bizeul: Schwarze, süssliche Früchte, leicht animalisch, Vanille, Karamell, Schokolade. Füllig, viel Alkohol, leider im langen Finale auszehrend.

2012 La Larme de l’Âme, Domaine des Enfants: Dunkle, fast überreife Beeren, nobles Leder, Vanille, Asche, feine Mineralität. Am Gaumen fleischig, einerseits fast sirupig, anderseits facettenreich und spannend. Hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt! Hut ab!

2003 Vieilles Vignes, Domaine Gauby: Leider portig, oxidiert. Dahinter verstecken sich feinste Gewürznoten – schade!

2015 No 1, Domaine de la Cendrillon: Zwar ein Corbières, doch who cares! Zu Beginn verhalten, etwas Vanille, Lakritz, dunkle und rote Beeren. Aum Gaumen recht saftig, langes Finale.

2014 La Chapelle, Château Saint-Roch: Cassis dominiert, als wär’s der gute alte Don Max persönlich! Pfeifentabak, schwarze Schokolade, etwas Petrol. Die Cassisübermacht lässt den Wein eindimensional erscheinen.

2017 Clos des Truffiers, Château La Négly: Was für ein Brombeer-Kirschenmonster! Dazu Kokosnuss, Pfeffersalven, Kakao, Milchschokolade. Samtig wie ein Schmusekätzchen, doch nach einem Gläschen hat man mindestens drei Tiger im Tank!

2010 Muntada, Domaine Gauby: Kräftig, aber nicht schwer! Zwetschgen, Lavendel, Lakritz, Wild. Rosen, aber nicht irgendeine, sondern Meilland, meint unser Floristik-Experte. Ein Wein, den einige am liebsten streicheln würden, während andere ihn verstohlen ausschütten.

2009 Muntada, Domaine Gauby: Dieser Muntada-Jahrgang hat uns schon vor fünf Jahren im Weinclub aus den Socken gehauen: einfach umwerfend, diese Düfte (nicht die Socken, sondern der Wein…). Dekadente Süsse, atemberaubende Vielfalt. Was für ein Rotwein-Abschluss!

2001 Muscat de Rivesaltes, Château Valmy: Leicht medizinal, riecht nach Pudding und gedörrten Aprikosen, Orangenkonfitüre. Ein Vin doux Naturel, der die über 20 Jahre tadellos überstanden hat!

Banyuls Reserva, Domaine La Tour Vieille: Nuss, Feigen, Schokolade, Graphit, Schiefer. Zu Bündner Nusstorte bestsimmt ein Gedicht!

1970 Maury Millésime, Mas Amiel: Rauchig, Marzipan, Feigen, Nüsse. So seidig, so saftig, so süss und noch so lebendig – atemberaubend!

Der Form halber noch vier „Pausen“-Weine:

2005 Carerades Mas Amiel, 2005 Notre Terre Mas Amiel, 2014 Le Cirque, Vignerons de Tautavel, 2005 Mademoiselle Les Vignes d’Elodie, 2005 Madame Les Vignes d’Elodie.