Donnerstag, 2. Mai 2019: Serie Bordeaux – Pomerol

Getrunkene Weine:

– Chantegrive Blanc 1981: Zwar ein Weisser aus Graves – aber wo lässt sich auf die Schnelle ein weisser Pomerol hernehmen? Fonduekruste, gebrannte Mandeln, apfelig – klingt etwas despektierlich, der Wein war aber durchaus noch trinkbar und strahlte eine Lebensfreude aus, die den 81ern offensichtlich in die Wiege gelegt wurde – gell, Marcel?

– Gazin 1997: Beginnt grün, hört grün auf, dazwischen Waldboden, Teer, kräutrig, Lakritze. Sehr schlanker Körper, am Gaumen auch noch bitter – kurz zusammengefasst: enttäuschend.

– Mazeyres 2001: Modrige Holznoten, ansonsten sehr verschlossen, leicht auszehrend. Vielleicht eine unsaubere Flasche? Ganz zu Beginn tippten einige sogar auf Kork.

– La Violette 1985: Rote Kirschen, Teer, Aufschnitt, Pfeffer. Ist das wirklich Bordeaux? Exotisch! Kaffeenoten und Lakritz, am Gaumen rund, endet ganz am Schluss leicht metallisch.

– Beauregard 1985: Irritierend trübe Farbe. Feuchter Kellerboden, etwas Tabak, am Gaumen dann das pure Gegenteil: saftig, druckvoll – und vor allem klassisch Bordeaux!

– Bourgneuf 1995: Lakritsch, leicht animalisch, am Gaumen scharfe Säure, grüne Noten dazu.

– La Pointe 1998: Waldboden, laktisch, Thymian, spanische Nüssli. Kräutermischung. Am Gaumen kräftig, schön ausgereift – richtig gut!

– Vieux Château Certan 1995: Würzig, Rauchfleisch, Leder, vielfältige, feine Nase! Am Gaumen rund, fast schon feingliedrig, geschmeidig.

– Petit-Village 1998: Reife, wunderschöne Nase – kann nur Bordeaux sein! Rauchspeck, mineralisch, Leder, Espresso, sehr lebendig! Am Gaumen mit kräftiger Säure, endet sehr lang, aber auch ganz leicht trocken. Dennoch: grosser Wein!

– de Rayne Vigneau 1995: Safran – Safran – Safran. Getrocknete Aprikosen gucken ängstlich zwischen den Safranwolken hervor, am Gaumen bäumt sich die Säure auf, dann wird man wieder zugedeckt mit Safran, Safran, Safran. Die Todesstrafe, wer Safran nicht mag.

 

Donnerstag, 25. April 2019: Serie – mein persönlicher Monatswein

Getrunkene Weine:

– Riesling Kabinett Trittenheimer 2014, Grans-Fassian (Mosel, Deutschland): Würzig und mineralisch, vielleicht sogar ein Hauch Botrytis, belebende Säure – klassischer Mosel-Kabinett für heisse Sommertage.

– V Cuvée Victor 1991, Diel (Nahe, Deutschland): Niemand hätte auch nur annähernd den Jahrgang erraten! Bienenwachs, Grapefruit, Fliederstrauch, hat immer noch feine Tropenfruchtaromen; am Gaumen dank der Säure noch voll im Schuss, leichte Grapefruithaut-Bitterkeit, langer Abgang. Hat Klasse!

– Guinevere Chardonnay 2014, Gusbourne (England): Blind probiert, würde man wahrscheinlich auf einen Schaumwein tippen – Hefig, apfelig, Brotrinde, zupackende Säure, fast schon sprudelig. Die Mineralität ist spannend.

– Schoenenbourg Grand Cru 2012, Marcel Deiss (Elsass, Frankreich): Vier Stunden vorher dekantiert, der Wein ist noch ein Baby. Vielfältigkeit bei den Rebsorten, Vielfältigkeit in der Nase, am Gaumen dann halb süss, dezente Säure. Ein Kunstwerk, das man nicht vor 2025 anfassen sollte.

– VGÑ Selección Privada 2010, Viña Guareña (Toro, Spanien): Eine Magnum, gedacht als Pausenwein, wenn die Raucher draussen ihrer Sucht frönen…  Sehr laktisch, riecht wie frische Milch, dazu Kirschjoghurt, etwas Eukalyptus, Flüssigholz, am Gaumen dann sehr kräftig, mit noch gewaltigen Tanninen, das schreit förmlich nach Essen.

– 40 braces Edició Limitada 2017, 7103 Petit Celler (Mallorca, Spanien): 100% Mantonegro. Vorwiegend rotbeerige Frucht, Tee, floral, recht viel Säure, endet leicht bitter. Spannender Wein, entfernt erinnert er an einen Pinot. Kein 0815 Wein.

– Château Franc-Maillet Cuvée Jean Baptiste Pomerol 2010 (Bordeaux, Frankreich): Cassis und Holunder, erinnert stark an Chile. Laktisch, dunkle Schokolade, neues Holz. Am Gaumen rechte Säure, hat Biss, aber leider auch etwas gar viel Alkohol. Wahrscheinlich noch nicht auf dem Höhepunkt.

– Valpolicella Superiore 2011, Ferragu‘ (Veneto, Italien): Das sind genau die Art von Weinen, die im Club völlig kontrovers diskutiert werden. Die einen finden ihn dünn, alkohollastig und konturenlos, die andern gundspannend, mit eigenwilliger Stilistik. Irgendwo in der Mitte steht dann: üppige Textur, leichter Stinker, wenig Maggi, Hustensirup, Bärendreck, Zwetschgen, Röteli, Karamell, tanninbeladen, endet bittersüss.

– Las Flors Terrasses du Larzac 2010, La Pèira (Languedoc-Roussillon, Frankreich): Samtiger, fülliger Wein mit Noten von Mokka, schwarzer Schokolade, Cassis und Lakritz. Ausgewogen, am Gaumen rund, endet mittellang.

– Mauro VS 2010, Mauro (Castilla y Leon, Spanien): Könnte der beste Mauro VS-Jahrgang seit je sein. Unglaublich attraktives Bukett, sehr vielfältig, würzig, fruchtig, leicht floral, da spielen selbst mineralische Noten mit. Am Gaumen schmeichlerisch, ohne aufdringlich zu wirken, mit einem sehr langen Abgang. Toll!

Danach konnten noch einige angebrochene Süssweine probiert werden, u.a. ein eher enttäuschender Rieussec 03, ein unterschiedlich bewerteter Tokaji 5 Puttonyos 1988 von Château Pajzos und ein komplexer, wunderschön gereifter Bonnezeaux Château de Fesles 1996.

 

 

 

Donnerstag, 18. April 2018: Ai like Ostern – aia – aya (3. Staffel)

Erfolgreiches Eiasuchen im Weinclub! Wir durften einige ganz tolle Weinajas/aias geniessen – allen vielen Dank! Da wir eine sehr grosse Degugruppe waren, sind die Notizen zu den einzelnen Weinen zum grossen Teil Statements und Ansichten einer kleinen Gruppe oder  meine persönlichen Einschätzungen.

Getrunkene Weine:

– Château de Montagny Vieilles Vignes Chasselas 2017 Villette, Ville de Payerne (Schweiz): Ein Chasselas ohne Schnickschnack: frisch, subtil mineralisch, am Gaumen erstaunlich fein integrierte Säure, Muskat- und Salznote im mittellangen Abgang. Dieser Wein gewann 2018 bei der internationalen Weinprämierung in Zürich immerhin die Goldmedaille für den besten waadtländischen Weisswein…

– Arindo 2016, Shaya (Rueda, Spanien): Traubige Nase, es fehlt an Frische, wirkt bereits über dem Zenith, am Gaumen fehlende Säure, süsslich.

– Vistamare 2017, Ca’Marcanda di Gaja (Toskana, Italien): Vermentino, Viognier und Fianotrauben friedlich vereint. Zitrusfrucht, feine Honignoten, Blütenaromen, am Gaumen faszinierende Mineralität, wenig Holz, gute Säure, langes Finale.

– Château Gaillard Saint-Emilion Grand Cru 2012 (Bordeaux, Frankreich): Kaffeenoten, Waldbeeren, am Gaumen eher leicht, aber bekömmlich, braucht noch etwas Zeit.

– Barbaresco 1993, Gaja (Piemont, Italien): Teer, Pilz, Tabak, Ledernoten, leicht medizinal, am Gaumen seidig, mit einer leckeren Alterssüsse, macht richtig Spass. Wer alte Burgunder liebt, mag auch solche reifen Barbarescos!

– Darmagi 1990, Gaja (Piemont, Italien): Gajas Cabernet Sauvignon aus einem Superjahr! Feuchter Waldboden, Pilze, Schwarztee, dahinter Peperoni. Am Gaumen saftige Struktur, hat Kraft und Charisma. Langes Finale. Wie so oft war das letzte Tröpfchen nach über vier Stunden das mit Abstand Beste…

– Camarcanda 2010, Gaja (Toskana, Italien): Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Leicht reduktiv, braucht Luft. Wirkt noch sehr jung. Brombeeraromen, Kirschen, haufenweise Lakritz, Schokolade, Tabak. Gewürze zuhauf. Am Gaumen breit, mächtig, am Ende des langen Finales leicht auszehrend.

– Ornellaia 1994, (Toskana, Italien): In allen Ehren ergrauter – äh gereifter – Ornellaia, der noch richtig Spass macht! Zedernholz, Tabak, Lakritz, Waldboden inklusive Pilze; am Gaumen weich und rund, tänzerisch leichtes, langes Finale.

– Brunello di Montalcino Tenuta Nuova 2010, Casanova di Neri, (Toskana, Italien): Ein herrlicher Brunello, absolute Topklasse! Jetzt der Zeitpunkt, ihn wegzulegen und fünf bis zehn Jahre zu vergessen. Sonntagsbraten, Blaubeeren, Tabak, Gewürze aller Art, Graphit, Süssholz und und und und und und. Am Gaumen intensiv, komplex, mit überragender Tanninstruktur, einer feinen Säure und einem riesenlangen Abgang. Genialer Stoff!

– Barbera d’Asti Ai Suma 2003, Braida (Piemont, Italien): Wunderschöne Nase! Fliedernoten, Bratenspeck, Lakritz, am Gaumen dann leider auszehrend, nicht mehr so harmonisch, zwar mit Druck und langem Abgang, aber leicht bitter und eben auszehrend. Schade!

– Sondraia 2013, Poggio al Tesoro, (Toskana, Italien): Schwarze Beeren, würzig, Minze, Peperoni, moderne Textur, aber sauber gemacht. Gute Länge.

– Amarone della Valpolicella Classico 2009, Novaia (Veneto, Italien): Lakritz, Herbstlaub, Hustenzältli, nicht so opulent wie man Amarones ansonsten kennt; am Gaumen rund, druckvoll, mit guter Länge.

– Capaia 2007, Capaia Wines, (Stellenbosch, Südafrika): Unglaublich rauchig, beherrscht alles. Einige sehen einen Whisky vor sich, andere denken an afrikanische Buschbrände. Ausser dem Rauch ist nicht mehr viel geblieben – quasi alles Schall und Rauch…

– Alaya Tierra 2015, Atalaya, (Almansa, Spanien): Eine Garnachabombe, voluminös, mit Kaffee, Schoko- und Brombeernoten. Wirklich üppiger Stoff, gut, dass wir dieses Geschoss zum Schluss brachten… Haut einen weg. Zum Aufpäppeln gab’s dann gottseidank noch einen Schluck Süsswein…

– Dolce Sinfonia Vin Santo di Montepulciano 2008, Vallocaia (Toskana, Italien): Gedörrte Aprikosen, etwas Honig, vollsüss. Die Säure ist gut eingebettet und der Abgang ist recht lang. Ein würdiger Abschluss eines intensiven, spannenden Abends.

Frohe Ostern!