Donnerstag, 4. Oktober 2018: Serie Bordeaux – St. Julien

Getrunkene Weine:

– No 2 de Valandraud Blanc 2009: Ok, kein weisser St. Julien, aber wo den bekommen? Ein recht üppig geratener Valandraud Blanc mit Agrumennoten, Holz, einer guten Säurestruktur und einer respektablen Länge.

– Lagrange 1978: Erdig, Waldboden, Schnittlauch, Herbstlaub, nasses Wildleder, nach kurzer Zeit metallisch, mit Pilznoten, wieder eine Runde später Kaffeenoten, nix mehr von metallisch. Ein Chamäleon!

– Beychevelle 1978: Zwar würzig und noch mit etwas Frucht, aber doch sehr auf der grünen Seite. Zehrt aus und endet bitter.

– Branaire-Ducru 2001: Zedernholz, Bärendreck, laktisch, recht saftig und mit guter Säure. Kein Blender, aber zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich ein schöner Essenswein.

– Ducru-Beaucaillou 1999: Saftige Kirschen, Zedernholz, strahlt Wärme aus; am Gaumen süsslicher Schmelz, seidige Tannine, sehr langer Abgang.

– Léoville-Barton 1999: Weniger süss als der Ducru-Beaucaillou, zeigt Ecken und Kanten. Würzig, schwarze Beeren, Leder, Tabak; am Gaumen mit sehr viel Druck und guter Länge.

– Léoville-Barton 2003: Im Alkohol eingelegte Zwetschgen, Kaffee, süsslicher Tabak; am Gaumen pfeffrig, mit erstaunlich aktiver Säure und feinkörnigen Tanninen. Langer Abgang.

– Léoville-Poyferré 2000: Cassis, Amarenenkirschen, leichte Animalik, saftig, tiefgründig; am Gaumen dicht, noch jung wirkend, langes Finale.

– Nairac 2003: Dörraprikosen, Karamell, Honig, Mirabellen – dicker, konzentrierter Süssweinsaft!

Donnerstag, 27. September 2018: herzlich willkommen in der Welt der Quevris…

Ein nicht ganz einfacher, aber sehr, sehr spannender Abend – danke Ruedi!

Getrunkene Weine:

– Champagne Chloé Brut Nature, Vincent Cuche, ohne Sulfite, biodynamischer Betrieb: Ein furztrockener Bursche, apfelig, mit sehr viel Kohlensäure und leichter Bitterkeit.

– Gewürztraminer Orange 2012, Winkler-Hermaden (Oesterreich): Honignoten, Quitten, Aprikosen, Schuhcreme, mit der Luft kommt die ganze Gewürztraminerpalette dazu wie Rosenhecke etc. Endet leicht bitter, wirkt noch jung.

– Grüner Veltliner Qvevre 2013, Ott (Oesterreich): Sehr reife Quitten, Honig, würzig, etwas Karamell, da ist so vieles Faszinierendes drin! Feuchter Stein, Melone, aber auch weisser Pfeffer. Am Gaumen fleischig, kompakt – ein Hochgenuss!

– Kvevri Riesling-Sylvaner 2013, Strickhof Wülflingen: Zitrusfrüchte, leicht erdig, feine Würzigkeit, am Gaumen mit viel Druck, wo die feine Säure hergekommen ist – keine Ahnung! Der Wein hat sich in den letzten Jahren ständig gewandelt – faszinierend!

– Vinoterra Mtsvane Kvevri 2014, Schuchmann (Georgien): Orangenzestsen, Apfelwähe, Vanille, weisser Pfeffer, reifer Pfirsich. Am Gaumen Dörraprikosen, gute Tannine, respektable Länge.

– Vinoterra Mtsvane Kvevri 2012, Schuchmann (Georgien): Speck, Animalik, riecht etwas nach nassem Hundefell, gewöhnungsbedürftig. Der 2014er wirkte frischer.

– Anfora Ribolla Gialla Venezia Giulia IGT 2009, Gravner (Italien, Friaul): Sehr mineralisch, tief, floral, das lässt niemanden kalt! Am Gaumen breit, ungewohnt, sehr präsente Säure, bleibt lang.

– Anfora Breg Bianco Venezia Giulia IGT 2009, Gravner (Italien): Anfangs etwas Nagellack. Extrem vielschichtig, das ist eine eigene Welt, die Welt des Josko Gravner. Man muss bereit sein, sich darauf einzulassen, das sind keine Weine, die man ahnungslosen Leute vorserviert. Faszinierendes Naturprodukt!

– „Kinderleicht“, Pinot Noir weiss gekeltert, 2016, Paolo Bono (Wülflingen): Das Erstlingswerk des 7jährigen Paolo! Buttrig, Gravensteiner, gedörrte Aprikosen, Brioche, hervorragende Säure, gute Länge. Bravo Paolo!

– Trousseau en Amphore Arbois 2015, André et Mireille Tissot (Frankreich), unfiltriert, keine Sulfite, biodynamischer Betrieb: Jetzt sind wir in der ganz verrückten Welt angekommen! Der Wein hat schon eine abschreckend helle Farbe. Rote Kirschenfrucht, etwas Orangenzesten. Ungewohnt, aber doch irgendwie komplex. Die Tannine sind recht präsent, der Abgang mittel. Schwieriger Wein!

– Chelti of Qvevri 2010, Chelti Estate Winery (Georgien): Laktisch, würzig, Pinscherfürzli, Lorbeer, fein, a bisserl Salz im Abgang.

 

Donnerstag, 20. September 2018: Côte de Nuits…

Getrunkene Weine:

– Chablis 1er Cru La Fourchaume 1978, Moreau & Fils: Was ist das für ein gewaltiger Einstieg! Ankenbällchen, Orangenblüten, Aprikosen, Honig – das ist ein Geschmackserlebnis sondergleichen, das ist ja so etwas von traumhaft! Perfekt integrierte Säure, das ist Harmonie pur, das ist Wein, der singt auf der Zunge, das sind ganze Engelchöre – das ist wie im Delirium, das ist einfach – geil. Danke Marcel!

– Meursault 1981, Jaboulet-Vercherre: Nach diesem galaktischen Einstieg hatte es natürlich JEDER Wein danach schwer… Karamell, Hagenbutten, Kamille, Honig, Gravensteiner. Am Gaumen ist die Säurestruktur unharmonisch, Der Abgang mittellang.

– Meursault 1983, Bouchard Père & Fils: Etwas Creme Brulee, Aprikosen, Lindenblüten, Bratensauce. Am Gaumen etwas Mango, gute Säure, langes Finale. Hat sich gut gehalten!

– Vosne-Romanée 1988, de Belgraves: Maggi, Champignons, sperriger Bursche, macht keinen Spass (mehr).

– Chambolle-Musigny 1er Cru Aux Echanges 1990, Michel Bujard: Schwarztee, Kaffee, etwas Windexsalbe, Terroir. Am Gaumen mit vielen Gerbstoffen, etwas Benzingeschmack, mittlere Länge.

– Gevrey-Chambertin 1er Cru Petite Chapelle 1997, Rossignol-Trapet: Cola Frösche, Leder, Tabak, leichte Animalik, hat Charakter; am Gaumen leider etwas Kohlensäure, an und für sich fleischig und kompakt. Essenswein.

– Chambolle-Musigny 1938, J.-M. Garnier: 80jährig und fit wie ein Turnschuh! Muss am Jahrgang liegen, gäll Rolf… Tee, Teer, hat sogar noch Frucht, etwas Malz, Schiesspulver – ist das spannend! Zehrt kein bisschen aus, sondern fühlt sich an höchstens 20,30jährig. Ein phantastische Erlebnis – danke Rolf!

– Chambolle-Musigny Les Nazoires 2005, Domaine du Château de Melin: Erdbeernoten, Tee, Kirschen, etwas Teer; am Gaumen fast süsslich, mit guter Länge.

– Chambolle Musigny 2005, Jean-Claude Boisset: Colafröschli, rote Beeren, tiefe, schöne Nase; am Gaumen breit und kompakt, ganz wenig Kohlensäure kitzelt die Zunge, recht langer Abgang.

– Hospices de Nuits, Nuits-Saint-Georges 1er Cru Les Vignerondes 2009, Colin Seguin: Etwas gar viel Holz, üppig, Himbeer Gazosa, wirkt noch blutjung; am Gaumen fast zältlimässig süss, dennoch fleischig und kompakt, langes Finale.

– Chambolle-Musigny Les Véroilles 2011, Bruno Clair: Noch sehr jung, rote und dunkle Beeren, sehr viel Frucht, etwas Zimt, Süssgebäck, rund, gute Länge.

– Château Gravas 1989 (Bordeaux): Ein feiner Süssweinpirat zum Schluss: gedörrte Aprikosen, Marzipan, recht süss, gute Säure.