Donnerstag, 2. Dezember 2021: Weinbaugebiete (Süd) Osteuropa & Tokaji

Getrunkene Weine:

2020 Gelbe Blüte (Zuti Cvet), Aleksic, Serbien: 100% Tamjanika. Sehr blumig, Rosenwasser, Litschi, Grapefruit.

2015 Malvazija, Vinogradi Fon, Slowenien: Essiggurkenton! Da lässt sich nichts Schönreden: Flaschenfehler!

2016 Birtok, Samuel Tinon, Ungarn: Zitronengras, warmer Tujahag, taffe Säure.

2009 Tokaji Szamorodni Sec (oxydativ), Samuel Tinon, Ungarn: Trockener, oxidativ ausgebauter Botrytis-Wein! Orangenzesten, getrocknete Blutorangen, Nüsse, leichte Pfeffernote, leichte Honigsüsse, die Säure ist mittel.

2016 Côtes du Jura Tradition, Jean Macle: Nussig, Iodtinktur, seit zwanzig Jahren unabgestaubtes Antiquariat. Einige flippen aus, andere schüttelt’s. Der Vergleich zum ungarischen „Vin Jaune“ ist cool, aber überflüssig: der Unterschied ist gewaltig!

2016 Voski Voskèak & Garandmak, Zorah Wines, Armenien: Lindenblüten, leicht rauchig, gekochte Champignons, Soyasauce – zu Sushi bestimmt perfekt!

2007 Bela Carolina, Jakoncic, Slowenien: Weihnachtsguezli, Hagebutten, Obstkuchen; alte Apfelschalen.

2017 Triton Lex, Edi Simcic, Slowenien: Holz, Vanille, Banane, Marzipan, Anflug von Toffifee, leicht rauchig, endet etwas kurz.

2019 Assyrtiko Santorini, Estate Argyros, Griechenland: Mineralisch und salzig, tropische Früchte. Leider am Gaumen etwas zuviel Kohlensäure.

2017 Viognier Eclectique Spilitsa, Skouras, Griechenland: Buttrig, Muskatnote, Aprikosen, Holunderblüten, Nideltäfeli, ölig, buttrig, enorm lang.

2014 Fantazija Kadarka, Tonkovic, Serbien: Rauchwurst, rote Beeren, angebrannte Marmelade, Schokolade.

2007 Egri Bikavér, Ungarn: Trüb, Nuss, Hanuta, zu alt.

2013 Villanyi Franc, Heumann, Ungarn: Dunkle Beeren, Unterholz, Lakritz, recht kräftig, burschikos.

2018 Graffiti Crveno, Bjelica, Serbien: Riecht nach Renés Shampoo – sagt René. Um ihm nicht zu nahe zu treten, verzichten wir auf weitere Aufzählungen…

2014 Nemea, Estate Papaioannou, Griechenland: K O R K!

2003 Marani Kindzmarauli, Telavi Wine Cellar, Georgien: Ananasmelisse, Dörrfrüchte, getrocknete Zwetschgen, restsüss. Spannend, hat tatsächlich gehalten.

2002 Saperavi, Telavi Wine Cellar, Georgien: Leider nur noch Maggi – vorbei.

2006 Barrique Kasna Berba, Ivan Enjingi, Kroatien: Möbelpolitur, Pflaumen, floral, etwas Kohlensäure am Gaumen, nicht ganz harmonisch.

1964 Tokaji 4 Puttonyos Aszu, Allami Gazdasagi, Ungarn: Sultaninen, Wundsalbe, Baumnüsse. Bodennoten, Kandiszucker.


Donnerstag, 25. November 2021: Argentinien – some like it big

Getrunkene Weine:

2019 Torrontés Crios, Susana Balbo: Unkompliziert fruchtig, ohne Schnickschnack sprich Holzschwaden, knackige Frische, ein Hauch Restsüsse – das Weinleben muss nicht immer nur kompliziert sein!

2014 Ojo Negro Chardonnay, Dieter Meier: Noch erstaunlich gut in Form. Üppig, viel Holz, Karamell, cremiges Finale. Die einen lieben’s, die andern hassen’s…

2013 White Bones Chardonnay Adrianna Vineyard, Catena Zapata: Sowas von untypisch Chardonnay! Stark minzig, Kräuterbonbon, steinigmineralisch, Tikizältli, voller Charakter und Spannung, erstaunlich elegant, lang.

2003 Obra Prima Malbec Reserve, Familia Cassone: Da hatten wir mal ’ne bessere Flasche. Diese hier zeigt sich über dem Zenith, Dörrzwetschgen und eine Säure, die dich fast aufspiesst.

1999 Cadus Malbec, Nieto Senetiner: Schwarze Früchte, würzig, Herbstlaub, schon sehr weit. Dringend austrinken.

1994 Cabernet Sauvignon Estrella, Weinert: In der Nase fast wie ein Bordeaux! Dunkle Beeren, Gulaschsuppe, würzig, Cassis, am Gaumen herrlich süss, saftig, sehr lang. Fein!

2018 Malbec Appellation Gualtallary, Altos las Hormigas: Klar wie die frischeste Bergluft! Eleganz! Kühl! Sowas von schmackhaft! Am Gaumen mit ausgeprägter Säure, noch sehr, sehr jung.

2008 1884 The President’s Blend, Escorihuela: Hat sehr gut gehalten! Viel Tabak, noch voll feiner Frucht, fleischig, mit feiner Süsse, recht langes Finale.

2013 Malo Selection Tinto, Dieter Meier: Üppig und sehr reif! Wie meistens bei solchen Weinen: einige finden: vielschichtig, ein Hochgenuss! Andere: dickflüssig, vielzuviel Alkohol.

2005 Zeta, Zuccardi: Üppig, aber fleischig und nicht plump. Schokolade, Cassis, spanische Nüssli. Samtig, langes Finale.

2001 Serriger Schloss Saarsteiner Riesling Auslese, Schloss Saarstein: Ein Riesling zum Abschluss geht immer! Knackig frisch, hat Spannung, wirkt belebend, reinigt den Gaumen. Lecker!

Donnerstag, 18. November 2021: Grosse Chianti Classico’s & Vin Santo

Getrunkene Weine:

2019 Chardonnay Molino delle Balze, Rocca di Castagnoli: Zitrus, sehr blumig, mit guter Säure und Frische.

2017 Chianti Classico Riserva Agostino Petri, Castello Vicchiomaggio: Sehr fruchtig, vanillig, modern, ohne Tiefe.

2016 Chianti Classico Riserva, Carpineto: Man kann es drehen und wenden wie man will: dieser Dennerklassiker ist beim Jahrgang 2016 ein Kaufmuss – vor allem zu dem Preis (13 Stützli). Er ist wunderbar fleischig, sortentypisch, gradlinig und wird mit der Luft besser und besser.

2013 Chianti Classico Riserva, Brancaia: Kirschenfrucht, pflaumig, vom Nasenbild her mehr Merlot als Sangiovese. Zugänglich, recht fleischig, mit respektabler Länge. Jetzt im guten Trinkfenster.

2013 Chianti Classico Créspine Gran Selezione, Vignole: Modernes Geschoss mit viel Holz – da haben wir sie wieder: die einen feiern, die andern lamentieren… Jedem das Seine…

1997 Chianti Classico Riserva, Fonterutoli: Dass dieser Chianti so viele Jahre gut überstanden hat – Hut ab. Kaffee, hat sogar noch etwas Frucht, feine Süsse, keinerlei Altersnoten.

1993 Chianti Classico Riserva Rancia, Fèlsina Berardenga: Noch fast die grössere Überraschung als beim Fonterutoli: der Wein lebt noch – und wie! Süssholz, Weihrauch, Tabak, am Gaumen süsslich, herrlich! Dass er beim sehr langen Abgang leicht auszehrt – who cares!

1990 Chianti Classico Riserva Rancia, Fèlsina Berardenga: Und gleich noch ein gereifter Rancia! Eigentlich von den Punktrichtern viel höher eingestuft als der 93er, braucht dieser 90er schon ein bisschen den Rollator: Lanolin, Tabak, Lakritz, durchaus noch finessenreich, am Gaumen aber nicht mehr ganz harmonisch. Wirkt etwas müde – in ein zwei Jahren reicht der Rollator nicht mehr aus und es braucht den Rollstuhl – oder war es nur diese Flasche?

2015 Chianti Classico Gran Selezione San Lorenzo, Castello di Ama: Uff, die Highlights folgen sich Schlag auf Schlag! Wunderschöne schwarze Beerenfrucht, jahrgangsbedingt ein Kraftprotz, aber alles im soliden Rahmen! Betörend vielschichtig, spektakulär ausgewogen.

2015 Chianti Classico Gran Selezione Coltassala, Volpaia: Ihr wollt noch mehr feine Weine? Ok, einen haben wir noch: Blotorangen, Lakritz, Zartbitterschokolade. Jemand schmeckt Veilchen und murmelt: wegen Mammolo. Mammolo hin, Mammolo her, der Wein ist einfach geil, Punkt! Entschuldigung: .

2005 La Gioia Toscana, Riecine: And the show goes on and on… Haufenweise Lakritz, süsslicher Pfeifentabak, cremige Textur, langes Finale. Gehen wir heim oder ist da noch was?

1985 Fontalloro, Fèlsina: Niemals, niemals hätten wir diesen Wein in die 80er Jahre getan – er kommt zwanzig Jahre jünger daher. Ein sensationeller Abschluss eines gewaltigen Abends – halt, da stehen ja noch zwei Flaschen Vin Santo…

2013 Vin Santo del Chianti Classico, Rocca di Castagnoli: Leicht brandig, nicht das grosse Vin Santo-Abenteuer, aber wir haben ja noch einen…

1985 Vin Santo, Fèlsina: Getrocknete Feigen, sehr intensiv, ausreichend Säure, um die Süsse abzupuffern. Genial! Zusammen mit den von René selbstgebackenen Cantuccinis – mmmmmmmmhhhhhhhhhhhhhhhh.