Donnerstag, 14. Februar 2019: 30+ – und kein bisschen greise…

Getrunkene Weine:

– Riesling Spätlese Klüsserather Sankt Michael 1983, Freiherr von Ritter-Záhony (Mosel, Deutschland): Dörraprikosen, apfelig, Marzipan, erinnert eher an einen Sauternes denn an einen Riesling. Zu alt.

– Riesling Kabinett 1973, Schloss Vollrads (Rheingau, Deutschland): Erstaunlich dunkle Farbe. Schwarztee, Möbelpolitur, grüne Nüsse. Hat zwar leichte Sherrynoten, aber der Trinkspass ist grösser als beim Vorgänger.

– Ca’del Bosco Franciacorta 1989, Ca’del Bosco (Lombardei, Italien): Feigen, ganz wenig Maggi, Sweet Corn, prägende Säure, langes Finale. Nach genügend Belüftung wie verwandelt und eines der Highlights des Abends! Kein Maggi mehr, phantastischer Schmelz, wirkt plötzlich viel, viel jünger!

– Barbaresco 1958, Giuseppe Mascarello (Piemont, Italien):

 

Kein Witz, das war mal Rotwein…

Völlig oxidiert, untrinkbar.

 

 

 

 

– Barolo Brunate 1976, Marcarini (Piemont, Italien): Teer, Schwarztee, Lakritz, Kamille, sehr vielschichtig, am Gaumen griffig, robust, gute Länge.

– Barolo 1961, Serafino (Piemont, Italien): Viel Lakritz, Rauch, Gummi, Kaffee, Trüffel – da könnte man stundenlang rumtrüff – äh rumschnüffeln… Am Gaumen genauso toll, mit einer lasziven Süsse, enormem Druck und langem Abgang. Wow!

– Barolo Riserva del Centenario 1971, Giuseppe Contrato (Piemont, Italien): Natürlich hatten wir uns abgesprochen, das mit den vielen Baroli war kein Zufall… Etwas Kuhstall, Maggi, wenig Kaffee, deutlich über dem Zenith.

– Barolo Monprivato 1984, Giuseppe Mascarello (Piemont, Italien): Schwarze Noten, Lakritz, Teer, Tabak, dazu aber auch Veilchen! Bitterorangen, einfach geiler Stoff, am Gaumen fleischig und wuchtig, ein wirklich Klasse gereifter Barolo alter Schule!

– Conde de los Andes Gran Reserva 1973, Paternina (Rioja, Spanien): Ein Traum von reifem Rioja, mit einer Spur von roten Beeren, Tabak, Waldboden, Süssholz; am Gaumen eine warme Süsse, in die man sich einfach verlieben muss, seidig weich – einfach toll!

– Rioja Gran Reserva 1964, Berberana (Rioja, Spanien): Leider Kork. In der Nase noch wunderschön, am Gaumen macht sich der Kork dann brutal bemerkmar.

– Nero del Tondo 1988, Ruffino (Toskana, Italien): Sehr helle Farbe. Deutliche Altersnoten, viel Maggi, etwas Tabak, macht nicht mehr wirklich grossen Spass.

– Chianti Classico Riserva Rancia 1988, Berardenga (Toskana, Italien): Lebkuchen, Lakritz, noch sehr präsent, am Gaumen dann vorwiegend Fondor, viel Säure, hart und sehr trocken.

– Gran Coronas Mas la Plana Gran Reserva 1988, Torres (Spanien, Penedès): Cabernet Sauvignon. Waldboden, Moos, grüne Peperoni, saftig und mit einer erfreulichen Eleganz am Gaumen. Druckvoller, langer Abgang.

– Torcolato 1986, Maculan (Veneto, Italien): Teenoten, Kandiszucker, Creme Brulee. Am Gaumen nicht mehr wirklich süss, aber noch gut trinkbar.

 

Donnerstag, 7. Februar 2019: Serie Bordeaux – St. Estèphe

Getrunkene Weine:

– Tronquoy-Lalande Blanc 2015: Ein Weisswein aus St. Estèphe! Riecht nach 1. August, ringsherum zischen die Raketen, es schwefelt schwer, doch im Unterschied zum 1. August schwenkt man das Glas, und schwups, das Feuerwerk erlischt, es kommen Mandarinlizesten zum Vorschein, der Wein ist recht üppig und erinnert eher an einen Meusault aus einem heissen Jahr. Wir sind uns (fast) einig: blind hätten wir nie und nimmer auf Bordeaux blanc getippt…

– Calon Ségur 1985: Waldboden Pilz, kalte Asche, dünn am Gaumen, enttäuschend und zudem längst über dem Zenith.

– de Pez 1986: Schöne, reife Bordeauxnase! Tabak, Leder, fleischige Textur, am Gaumen sanft geworden, mit einer leckeren Süsse. Der war früher hart wie Holz!

– Meyney 1986: Leicht animalisch, klassische reife Bordeauxnase, so wie wir es gern haben! Am Gaumen dann fleischig, kompakt, aber leider auch leicht spröd und bitter im mittellangen Abgang.

– Phélan-Ségur 1998: Espresso, feine dunkle Frucht, Unterholz, kräftig und fleischig, mit einem langen Abgang. Wirkt erstaunlich jung und dürfte mit Bestimmtheit nochmals gut und gerne zehn Jahre auf diesem Level bleiben.

– Phélan-Ségur 2008: Etwas sperrig und vom Holz geprägt, scheint in einer schwierigen Phase zu sein. Mit viel Luft steigert er sich zusehends.

– Cos Labory 2004: Nachbar von Cos d’Estournel. Süssliche Nase, Banago, Tabak, modern, am Gaumen dann leicht unreife Tannine. Kräutriger, mittellanger Abgang.

– La Dame de Montrose 2000: Cremig, Kaffee, Schwarztee, Schokolade, hat eine feine Süsse, am Gaumen rund, etwas oberflächlich, mittellang.

– Montrose 1993: Sehr erdige Töne, Tabak, speckig, am Gaumen leicht grün und metallisch, endet nicht sehr lang.

– Montrose 1994: Schwierige Nase, etwas Nagellack, erdig, wenig Frucht. Am Gaumen bissige Säure, prägende Tannine, wirkt irgendwie unharmonisch. Ob das mal noch gut kommt?

– Montrose 1995: Leichter Stinker. Schwarze Früchte, Tabak, Lakritz, wirkt noch jung und fast verschlossen. Am Gaumen fleischig, noch mit Potential, langes Finale.

– Rieussec 2003: Sehr süss, würzig, Marzipan, gedörrte Aprikosen, Honig, etwas Aceton, wenig Säure, Safran im langen Abgang.

 

Donnerstag, 31. Januar 2019: Neue Serie – mein persönlicher Monatswein!

Getrunkene Weine:

– Riesling & Madeleine Royale 2013, Schifferli Wein, AOC Schaffhausen: Konsequent in der Anschrift der Etikette (Riesling & Madeleine Royale und nicht Riesling & Silvaner!), konsequent in der Weinzubereitung. Nichts von modernem Schnickschnack, da ist Leidenschaft und Ueberzeugung drin! Leicht reduktiv, verliert sich mit der Zeit, spannender Einstieg in die neue Serie!

– Cuvée Madame Rosmarie Mathier 2014, Adrian und Diego Mathier, AOC Wallis: Eine Assemblage von nicht weniger als vier Sorten (Petite Arvine, Pinot Blanc, Syilvaner und Pinot Gris). Exotische Früchte, Feuerstein, Eistee, Rose, etwas Restsüsse umsäuselt den Gaumen, leicht salziger Abgang.

– Codronchio Albana di Romagna 2010, Fattoria Monicino Rosso, (Romagna, Italien): Spät gelesen, alte Albana-Rebstöcke. Kitzelt da nicht etwas Botrytis die Nase? Unglaublich spannender Wein, der einen sogleich in seinen Bann zieht. Honignoten, Quitten und Grapefruit, gemahlene Nüsse, reifer Apfel. Wirkt in der Nase fast so, als müsste er am Gaumen Süsse haben – denkste! Knochentrocken, mit einer ansprechenden Säure, Hagebutte, lang. Interessant UND fein!

– 7 Fuentes Valle de la Orotava 2013, Suertes del Marqués (Teneriffa, Spanien): Zu Beginn sehr reduktiv, schweflig, pfeffrig, Bärendreck, rote Beeren. Charaktervoller Wein, würzig, facettenreich.

– Táganan Parcela Margalagua 2015, Envinate (Teneriffa, Spanien): Und noch ein Charakterbolzen! Helle Farbe, das erinnert ja schon fast an Pinot… Schwarzer Pfeffer, rote Beeren, Veilchen, Schleifstaub – sagt der Schreinermeister, Gewürze en Masse. Das ist wirklich hochinteressant, spannend wie ein Hitchcock!

– Bobal El Sueño 2013, Bruno Murciano (Utiel-Requena, Spanien): Leider etwas störend Nagellack, dahinter schwarze Beeren, kandierte Orangen in Schokolade, mineralisch, Grünschnitt; am Gaumen wuchtig, mit feinen Gerbstoffen, endet aber leicht trocken. Man ist sich uneinig, ober der Wein noch Zeit braucht oder bereits zuviel Zeit verbraucht hat. On verra!

– Côtes du Roussillon La Torre 2007, Domaine Gardiés (Roussillon, Frankreich): Leichter Essigstich, dunkle Beeren, überreife Zwetschgen, Lorbeer, Jodtinktur – erneut ein schwieriger Bursche! Am Gaumen sehr viel Druck, körperreich, mit einem langen Abgang.

– Gran Cabernet Franc 2013, 3 Estrellas (Mendoza, Argentinien): Der Stilbruch ist frappant: jetzt sind wir in der Moderne! Karamell, Brombeeren, Cassis, Schokoladenjoghurt. Am Gaumen rund, geschmeidig, weich und mittellang.

– Cabernet Franc Gualtallary Single Vineyard 2012, Gran Enemigo (Mendoza, Argentinien): Laktisch, dunkle Beeren, Zitronenmelisse, Brennessel. Am Gaumen süsslich, mit kandierten Früchten, endet leider leicht bitter. Von einem Wein dieser Preisklasse sollte man etwas mehr erwarten dürfen…

– Riesling Spätlese Le Gallais Wiltinger Braune Kupp 2006, Egon Müller (Sahr, Deutschland): Ein Riesenkracher – äh – Müller – zum Abschluss… Wenig Petrol, Plastik, Ananas, Terpentin, Minzentee, aber auch nasse Steine, Orange und vieles andere. Am Gaumen mit einer präsenten Säure, einem langen, frischen Abgang. Toll!