Donnerstag, 9. Juni 2022: Kalifornien

Getrunkene Weine:

2015 Riesling Kastanienbusch Grosse Lage, Gies-Düppel, Pfalz: Nichts ist so beständig wie die Veränderung – nicht bei uns! Ein Riesling jeden Donnerstag: kitzelt die Nase wach, behält den Alkoholpegel tief und hievt den Gaumen in den Bereitschafts-Modus!
Granny-Smith, ein Häuchlein Petrol, Minze, fast ein wenig streng in seiner trockenen Art, salziges, belebendes Finale.

1997 Viognier Edna Valley, Alban Estate: Apfel im Schlafrock, übergossen mit Vanille, diesen sympathischen Flaschen-Greis probieren wir immer wieder – und er lebt und lebt und lebt!

2018 Sauvignon Blanc, Aperture: Überbordend tropische Früchte. Gras, Katzenpipi, Orangenblüten, floral, üppig. Zitronennoten, als hätte man ein Bonbon im Mund. Ein Hauch von Mineralität im polierten, recht langen Abgang.

1989 Cabernet Sauvignon SLV-Fay Estate Vineyards, Stag’s Leap Wine Cellars: Zedernholz, Rindenabrieb von einem Cassisstrauch, Rumtopf. Die Altersnoten nehmen von Minute zu Minute zu, doch dann – einem Irrlicht gleich – ein kurzes Aufflackern, eine herrliche Süsse, Null Rumtopf – und dennoch kein Happy End: Flasche leer, ich habe fertig…

1995 Lytton Springs, Ridge: 84% Zinfandel, plus Petite Syrah und Carignan. ZINFANDEL! 27jährig! Und weisst du was? GEIL! Dekadent zwetschgenfruchtig, pflanzlich sowieso, Rinde, Harz, Menthol, Unterholz. Erstaunliche Säure, die mit der Süsse schäkert: logisch, dass ich es hier schreiben muss: reifer Zinfandel ähnelt einem reifen Pinot!

1998 Mondavi Cabernet Sauvignon Reserve, Mondavi: Wie wunderbar – und dies von einem eher schwierigen Jahrgang! Nach wie vor feine Brombeerfrucht, Minze, spanische Nüssli, Pilze, Tabak. Am Gaumen sowas von schön gereift, komplex, mit der Eleganz einer Primaballerina UND dem Power von Jussi Björlings Stimme – danke Jussi, äh Markus!

1995 The Montelena Estate Cabernet Sauvignon, Château Montelena: Überreife Zwetschgen, Bratensauce, Maggi – leider, leider zu alt.

2006 The Montelena Estate Cabernet Sauvignon, Château Montelena: Schwarz wie die Nacht, Graphit, Schokolade, Menthol, Terroir! Viel Power, mit hervorragender Säure – Mainstream? Aber nicht bei diesem Wein!

2017 Syrah The Initiation, Cattleya: Pralle Brombeeren, Sandelholz, orientalische Gewürze, Mon Chéri. Modern und üppig, aber nicht erschlagend.

2016 Space Cadet, Paul Lato: 80% Syrah, 20% Grenache, der erste Jahrgang. Cassis, Brombeerkonfitüre, schwarze Schokolade, Pfeffer, leicht angesengtes Grillgut. Vollmundig, üppig, aber mit viel Druck und sehr lang.

1996 Howell Mountain Merlot Bancroft Ranch, Beringer: Maggi, leicht süsslich, leider über dem Zenith.

2015 Cabernet Sauvignon Napa Valley, Pine Ridge: Viel Süsse, viel Schmelz. Kokosnuss, Schokolade, schwarze Beeren, rund und geschmeidig, ohne Ecken und Kanten.

2014 Papillon, Orin Swift: Schwer und für die Meisten überladen, süsse Gewürze, süssliche Frucht, schwarze Schokolade – sofort nach Genuss Zähne putzen – Kariesgefahr! Oder, ganz nach Benjamin: etwas eindimensional, aber diese eine Dimension ist toll…

Donnerstag, 2. Juni 2022: Perlen aus Portugal

Getrunkene Weine:

2015 Odisseia Douro Reserva Branco: Ein Blend aus Viosinho, Rabigato und Codega do Larinho. Lindenblüten, Frühlingswiese, recht mineralisch. Am Gaumen trocken, mit guter Säurestruktur und einem erfrischenden, leicht bitteren Finale.

2019 Alvarinho Vinho Verde, João Portugal Ramos: Ein frischer, ausdrucksstarker Alvarinho mit feinen Zitrusnoten, Steinfrucht, Mineralität. Hervorragend integrierte Säure, lebendiges, kräftiges Finale.

2016 Crasto Superior Douro Vinho Branco, Quinta do Crasto: Verdelho und Viosinho. Gut integriertes Holz, Golden Delicous, Kamille, auch steinige Noten kommen dazu. Vollmundig, mit cremiger Textur, einer überraschenden Säure und einem beeindruckend langen Abgang.

2014 Terra do Zambujeiro Branco, Quinta do Zambujeiro: Noch erstaunlich gut trinkbar, hat immerhin schon einige Jährchen auf dem Buckel! Hinter einem Schwall bengalischer Zündhölzer und Holz feine Grapefruitnoten. Am Gaumen ölig, dicht, schwer. Ein Wein, den man nicht zum Apéro bechern, sondern mit Essen kombinieren sollte.

2018 Fitapreta, A Touriga vai Nua: Die Nase mit schwarzen Kirschen und Brombeeren schmeichelt rund und zärtliich. Am Gaumen stoffig und elböglet mit spürbaren Taninen, pfeffrig, leichte Bitterkeit, leicht Grünschnitt, schöner Wein.

2014 Quinta Beira, Douro, Vinhas Velhas Tinto: Huff – ist der Rabenschwarz! Die Nase offenbart Laktik, Brombeeren, Milch, Teer und im Nachgang Peperoni. Am Gaumen schöne Flora, Dörrblumen, Brennesseltee, Holz, Lakritze und schwarze Beeren. Tanin.

2016 Fitapreta, Palpite Reserva: Schwarze Tinte! Die Nase zeigt schwarze Früchte, Lakritze, Teer und Kräuter. Am Gaumen harmonisch – alle schwarze Noten sind wieder da, edel, aristokratisch, schwarze süsse Kirschen, pfeffrig und kräuterig.

2005 Conde de Vimioso Reserva: Ein Stinkerli in der Nase, SAC Hütte, Laub, Erde und später schwarze Noten. Am Gaumen pechschwarze Noten, Tee, Leder, Tanin, trocken, keine Früchte, schöner Wein.

2008 Marques de Borba Reserva: Die Nase schnuppert reife schwarze Früchte und Gewürze. Am Gaumen überreife Zwetschgen, Brombeeren, Heu und Kräuter.

2004 Touriga National Quinta das Marias Reserva: An der Nase schöne Frucht und Vanille Noten. Am Gaumen noble verdeckte rote Frucht, Mandeln, Gesteinsmehl, rassige gute Säure.

2005 Dulcinea Santos Ferreira Sidonio de Sousa Vinho d’Autor Tinto: Die Nase stahlig mit dunklen roten Früchten, Schwarztee und Steinmehl. Am Gaumen sacktrockener Cassis, Wachs, Tomatensauce, starke Tanine. Die andere Tischeccke scheint da anderer Meinung: Konzentrierte schwarzfruchtige Nase, Leder, auch Rauch, Eichenholz und Tabak, stoffiger Baga schön gereift mit langem elegantem Abgang

2001 Niepoort Sol Lewitt: Schöne Nase mit Veilchen und Heidelbeeren. Am Gaumen Cassis und dunkle Beeren. füllig, laktisches Aromenspiel, gewisse Kühle mit Steinmehl, Edelhölzer, etwas sperrig und sehr lang. Toller Wein.

2003 Niepoort Vintage: Lecker schmecker! tolle rote dunkle Früchte, schöne Süsse, toll