Donnerstag, 12. Juni 2025: Riesling & red Surprice

Getrunkene Weine:

2017 Riesling Morstein alte Reben, Seehof (Rheinhessen): Mineralisch wie ein Kieswerk, saftig wie Omas Pfirsichkompott, mit einem Hauch Zitronengras – als hätte ein Thai-Koch den Riesling gewürzt. Das Finale? Dezent herb bis bitter, fast ein tanninartiger Schatten, der nicht ganz zum restlichen Charakter passt.

2013 Riesling Réserve, Trimbach (Elsass, Frankreich): Amalfizitrone in den Zahnschmelz geritzt – klar wie Gebirgsquellwasser, trocken wie ein Juristenwitz und mit mehr Zug als ein ICE bei Rückenwind. Kein Tropfen für Honigbärchen.

2018 Rhine Riesling „Oh Deer“, Sandahl (Ungarn): Der Hirsch tritt auf – aber auf Zehenspitzen. Bisschen Wachs, grüner Apfel, ein kurzer bitterer Huster – und schon ist er wieder im Unterholz. Eher simpel gestrickt, mehr Fluchttier als Platzhirsch.

2018 Riesling Forster Ungeheuer VDP.Grosse Lage, Reichsrat von Buhl (Pfalz): Kandiszucker trifft auf Apfel im Schlafrock, am Gaumen wird’s schlagartig scharf und hitzig. Flaschenfehler oder Klima-Drama? Überraschung garantiert, Spass nicht.

2020 Riesling Bannockburn, Felton Road (Neuseeland): Schraubverschluss auf, Süssschnute an! Dieser Kiwi-Riesling legt sich vollmundig und zuckerschwer auf die Zunge – wie Vanillepudding mit Zitronensorbet, nur eleganter. Neuseelands Antwort auf Spätlese, nur mit Surfbrett statt Dirndl.

2015 Riesling Brauneberg Juffer Sonnenuhr GG trocken, Fritz Haag (Mosel): Expressives Tropenbukett mit Ananas und gelber Mango, eingebettet in eine cremige Textur. Eine zarte Karamellnote wird von der fein ausbalancierten, lebendigen Säure kontrastiert, die dem Wein Frische und Spannung verleiht. Große Balance auf hohem Niveau.

2022 The Florita Riesling Clare Valley, Jim Barry (Australien): Noch’n Jungspund mit Zahnspange – die Säure schneidet härter als ein Haizahn. Jasmin und Pfirsich versuchen verzweifelt mitzuhalten. Salzig, mineralisch, nix für Weicheier. Erst mal chillen lassen – sonst beisst er dich.

2021 Riesling Marcobrunn VDP.Grosse Lage, Künstler (Rheingau): Pfirsich küsst Petrol, Zitrus gibt den Nebenbuhler. Ein Riesling mit Zisch und Zug, noch wild, fast nervös – aber voller Potenzial. Straffe Säure, mineralisch, braucht noch Zeit zum Runterkommen.

2021 Riesling Waltraud, Familia Torres (Spanien): Pfirsich, Physalis und ’ne Prise Papaya – aber ziemlich schüchtern unterwegs. Säure zurückhaltend, fast so, als hätte sie einen Spanischkurs in Understatement belegt. Ganz nett, aber da geht noch mehr.

2015 Pinotage Stellenbosch, Beeslaar (Südafrika): BOOM! Buschbrand, Kräuterwahn und Schoko deluxe – und als ob das nicht reicht, knallt dir ’ne Blutorangen-Explosion mitten ins Gesicht! Pinotage? Mehr der wilde Rock’n’Roll unter den Weinen. Da will man sofort mit der Flasche Luftgitarre spielen.

2022 Spätburgunder Morstein VDP.Grosse Lage, Gutzler (Rheinhessen): Kräuterbeet trifft Lagerfeuer – Zimt mischt mit und sagt: ‚Ich bin auch dabei! Am Gaumen grünt’s noch ’n bisschen, als hätte der Wein seinen ersten Kaffee verpasst. Noch nicht ganz auf der Höhe. Geduld, das Morstein-Monster wacht noch auf!

1996 Riesling Spätlese Trittenheimer Apotheke, Grans-Fassian (Mosel): Gedörrte Aprikosen auf Seniorenparty – alt, aber mit Stil und einem Spritzer Altersweisheit.
So reif, der erinnert sich noch an die D-Mark und die gute alte Floppy Disk. Süss, saftig, ein bisschen verschrumpelt – und genau deswegen charmant wie Oma’s Keksschachtel.

2000 Riesling Auslese Goldkapsel Brauneberger Juffer-Sonnenuhr Fuder 9, Fritz Haag (Mosel): Ein Wein wie aus der Zeit gefallen – ich erinnere mich noch gut an Wilhelm Haag, als wir uns im Jahr 2000 begegneten. Fuder 9 fließt wie Spätsommersonne über Schiefer, mit unerwarteten Nuancen von Safran und Marzipan.

1996 Riesling Auslese Karthäuserhofberg Versteigerungswein, Karthäuserhof (Mosel): Crème brûlée im Glas – süss, verbrannt, und ein bisschen zu dekadent für den Alltag. Vollgas an Süsse, karamellig bis zur Schmerzgrenze, dabei aber überraschend elegant. Für alle, die beim Dessert gern mit dem Feuer spielen.

Donnerstag, 5. Juni 2025: Istrien und der ‚wilde Osten‘

Getrunkene Weine:

2024 VALLE, Kozlovic (Kroatien): Litschi, Lutschbonbon und ein Hauch frisch gemähter Rasenwirkt etwas künstlich, macht aber nix: Als Apérowein bei 10 Grad und ohne Anspruch darf er mitspielen.  

2024 Avangarde Malvazija Istarska, Tomaz (Kroatien): Zitrus-Alarm mit einem Blumenstrauss obendrauf. Dann kommt die Grapefruit und macht klar, wer hier den Ton angibt. Frisch, frech, säuremässig voll am Start – macht Bock auf mehr.

2021 Sesto Senso Malvazija Istarksa, Tomaz (Kroatien): Tropenparty auf Holz – mit Harz statt DJ. Vanille, Sultaninen, Aprikose, Mango, Papaya… klingt nach Dessert, schmeckt wie Weinfreak-Fantasie. Definitiv kein Langeweiler.  

Hepok-Mostar Samotok, Stolac (Jugoslawien): Gravensteiner trifft feuchte Pappe – Zeitreise ins Vergangene. Oxidiert, müde, weit überm Zenit. Eher Weingeschichtsstunde als Trinkvergnügen.  

2000 Badacsonyi Kéknyelü, Huba Szeremley (Ungarn): Bazooka-Kaugummi auf Zen-Retreat. Feuerstein, Waldhonig, blumig, Grüntee – und das Ding hat noch ordentlich Dampf! 2000er-Jahrgang, aber kein bisschen schüchtern. Wer hätte gedacht, dass Kéknyelü so lange durchhält?!

2020 Furmint Mandolás, Oremus (Ungarn): Zitronenmelisse auf Schotter – klar, kühl, keine Faxen. Mineralisch bis in die Knochen, die Säure sitzt wie ein Massanzug. Steht ihm richtig gut.

2019 Furmint Verus, Verus Vinogradi (Slowenien): Petrol, Zitrus, Schiesspulver – wie Riesling auf Abwegen mit Pyrotechnik. Hochmineralisch, feurige Säure, schwer zu greifen, aber schwer zu vergessen.

2019 Anne Erigone Cerou Superiore I Cru, Noüe Marinic (Slowenien): Lindenblüten knutschen grüne Oliven – dazu ein Spritzer Lanolin und Sellerie. Mineralisch, kräutrig, völlig schräg – und genau deshalb spannend. Hunter Valley winkt aus der Ferne, Slowenien zuckt mit den Schultern.

2015 Riesling GG Dellchen, Dönnhoff (Nahe, Deutschland): Petrol mit Pfirsichcharme, dazu salzig, ölig. Amalfi-Zitrone bringt die nötige Frische und hält alles in Balance.

2023 Merlot, Meneghetti (Kroatien): Kräuter, Weihrauch, Medizinschrank – ein Merlot, der lieber Räucherstäbchen anzündet als Smalltalk führt.

2023 Teran, Kozlovic (Kroatien): Schwarze Kirsche, Colafröschli, Mon Chéri – und dann kommt der Süden: Würzig wie ein Roussillon-Vertreter mit Sonnenbrand.

2022 Barbarossa Teran, Tomaz (Kroatien): Kokos, Vanille und ein Schuss laktischer Coolness. Warm und würzig, mit einem internationalen Touch – ein Teran für Weltenbummler.

2017 Santa Lucia noir, Kozlovic (Kroatien): Cola, Moschus, Lakritz und schwarze Beeren – der perfekte Cocktail, nur ohne Strohhalm. Dazu ein Hauch von Harz, der dem Ganzen den Waldspaziergang auf der Zunge beschert. Kühl, saftig, elegant. Prost und auf das nächste Abenteuer im Glas!

2007 Zlatan Plavac Barrique, Zlatan Otok (Ungarn): Waldboden, Pilze und rote Beeren – klingt spannend, schmeckt aber eher wie ein Puzzle mit fehlenden Teilen. Für Freunde von ungewöhnlichen Geschichten.

2019 Amanet Vranac, Aleksic (Serbien): Riecht, als hätte jemand den Gummi am Autoreifen angezündet – und versucht, das als „modern“ zu verkaufen. Nicht dein Freund an einem guten Tag, eher der Kumpel, der zu laut Party macht und dich nervt.

2000 Tokaji Aszú Eszencia, Dereszla Imperium (Ungarn): Gedörrte Aprikosen, Kandiszucker, Waldhonig – so süss, dass dein Zahnschmelz beim Gedanken an die Säure kurz die Flucht ergreift. Ein majestätischer Zuckerrausch mit Biss. Vorsicht: Suchtgefahr!

Weingut im Mirna Tal auf Istrien – Titelbild: römische Amphoren aus Pula

Donnerstag, 29. Mai 2025: Auffahrt – der Weinkeller bleibt geschlossen

Auf der Terrasse ein leckeres Fläschchen geniessen! Der Weinclub ist geschlossen!

Jorge und Otti entdecken für dich Weine in Kroatien und geniessen das Meer und mehr! Wir zeigen dir die Weine am Donnerstag, 5. Juni und vielleicht hast du auch neues aus dem ‚wilden Osten‘. In der Vergangenheit erstaunte uns viel Neues im Glas aus dem Osten – save the date!

Genussvolle Auffarht wünschen Marc und Otti

Der ‚wilde Osten‘ im Weinclub am Donnerstag, 5. Juni 2025
Jorge auf der Auffahrt an der Auffahrt 2020 in Epesse :-), Titelbild: Otti an der Auffahrt an der Auffahrt 2020 im Dezaley 🙂