Donnerstag, 24. Juli 2025: Sommerbreak

Getrunkene Weine:

2019 Vacqueyras Cuvée Gabriel, Château de Montmirail: Cuvée Gabriel – blumig, zitrisch, ein Hauch Wachs und leider auch ein bisschen luftdruckarm. Kein Engel mit Posaune, eher ein Seraph mit Seifenblase. Nett zum Nippen, aber fürs große Halleluja reicht’s nicht.

2018 Gigondas Saint Maurice, Château de Montmirail: Dunkle Früchte, ein Schuss Kaffee, dazu Grünschnitt vom Vortag. Kraft ja, Eleganz nein. Wer’s gern rustikal und leicht angeschmort mag, wird hier glücklich. Alle anderen greifen besser zur Gartenschere – oder zum nächsten Wein.

2015 Gigondas La Font de Tonin, Domaine la Bouïssière: Gigondas im Endstadium. Die Farbe: trüb wie abgestandener Kräutertee. In der Nase: Maggi, feuchte Kellermauer. Sonnenstich oder Flaschenpech – egal, hier dominiert das Aroma von Verpasstem. Wer das einschenkt, hasst seine Gäste.

2016 Gigondas, Domaine la Bouïssière: Ein Gaul im Obstgarten: Dörrpflaumen satteln Leder, galoppieren durch Garrigue. 66 % Grenache, 34 % Syrah, 100 % Charakter. Wer hier nicht nachschenkt, hat die Zügel nicht verdient.

2015 Gigondas La Cuvée Tradition, Moulin de la Gardette: Altes Leder knarzt, dunkle Kirschen drücken aufs Gaspedal, dazu getrocknete Kräuter, die frech um die Ecke lugen. Er bleibt, auch wenn du längst weiter bist.

2016 Gigondas, Domaine les Teyssonnières: Ein Kirschtornado mit Zitrusabrieb im Schlepptau brettert durch die Nase wie ’ne Obstschlacht in der südlichen Rhône. Gigondas-Rock, keine Easy Listening.

2016 Gigondas Les Blâches, Domaine des Espiers: Wie ein Symphonieorchester, das nur aus Trompetern besteht: zu laut, zu schrill, zu dick aufgetragen. Dieser Gigondas versucht zu viel – ich bleib lieber bei einem echten Flüstern.

2016 Gigondas, Domaine Raspail-Ay: Ich bin 15,5 % pure südfranzösische Sonne. Ich flüstere Fudge, brumme Garrigue und umarme deine Geschmacksknospen wie ein tätowierter Poet nach drei Pastis. Trink mich nicht, verehre mich – oder wach woanders auf.

2017 Gigondas Les Hauts de Montmirail, Domaine Brusset: 50 % Grenache, 20 % Mourvèdre, 30 % Syrah – eine wilde Dreierbande mit Brombeere, Kirsche und einem Pfeffer-Nachhall, der sagt: ‚Hier komm ich, und ich meine es ernst.‘ Keine Höhenangst nötig – Trinklust genügt.

1998 Domaine de Trévallon Vin de Pays des Bouches du Rhône Alpilles IGP: Alpilles ungeschönt: Ross-Sattel, Stallluft, alte Apotheke. Und doch – sexy. Trévallon reitet allein in den Sonnenuntergang: ohne Marlboro, dafür mit wildem Blick und Lavendel im Atem.

2008 Riesling Auslese Brauneberger Juffer, Becker-Steinhauer (Mosel, Deutschland): Petrol trifft Pfirsich, Süsse und Säure in perfektem Duell. Genug Biss, um mit den Mandelgipfeln mitzuhalten, und so viel Charme, dass man gar nicht anders kann als nachschenken.

Gigondas mit Blick in die Rhoneebene

Donnerstag, 10. Juli 2025: Burgund special – Appellation Beaune rouge et blanc

Getrunkene Weine:

2021 Riesling Gottesfuss Alte Reben GG, Van Volxem (Mosel, Deutschland): Gottes Geschenk an die Geschmacksknospen. Fein wie ein Florett, wild wie ein Winzer mit Vision. Eleganz trifft Energie. Ein Riesling, der nicht redet – er rezitiert. Trocken, tief, triumphal.

2021 Beaune Clos de la Maladière blanc, Louis Chavy: Streichholz im Blumenbeet. Frucht? Auf Heimaturlaub. Finale schön mineralisch, aber das Ganze wirkt wie ein Date mit Gesprächspausen – ein Überraschungsei ohne Spielzeug.

2016 Beaune Clos des Aigrots blanc, Michel Lafarge: Wie ein Steinlecken beim Bergsteigen – voller Energie, Zielstrebigkeit und Kräuterlaune. Apfel, Zimt, fast Chenin Blanc, aber mit Burgunder-Miene.

1982 Santenay, Joseph Drouhin (Beaune): Alt, verbraucht und mit finsteren Liebstöckelwolken, die nach ein paar Minuten durchs Glas ziehen. Der Wein hat den Kampf gegen die Zeit längst verloren.

2020 Savigny-les Beaune Aux Serpentières Premier Cru, Remoissenet: Frische Kirschen, Zimt und der unerzogene Charme eines Weins, der noch kein Star ist, aber backstage Champagner verlangt. Ein Rohdiamant mit Allüren – und mit mehr Biss als dein Latte Macchiato.

2017 Beaune Perrières Premier Cru, Louis Latour: Helle Beeren tänzeln über den Waldboden, während Zimt dezent um die Ecke lugt. Mineralisch und saftig, wie ein elegant gekleideter Spaziergang durch den Herbst – mit Charme, Charakter und einer Prise Understatement.

2019 Beaune-Teurons Premier Cru, Remoissenet: Laktisch sanft wie ein Morgennebel, Blutorangen und rote Beeren weben fleischige, kompakte Melodien. Ein Flüstern Kohlensäure kitzelt den Gaumen – doch wer lässt sich schon aus der Ruhe reissen, wenn der Wein so souverän tanzt?

2010 Beaune Les Grèves Premier Cru, Domaine de la Vougeraie: Schwache Geraniumnoten wispern im Hintergrund – und nerven trotzdem, während sperrige Tannine mit schweren Stiefeln einmarschieren: kompromisslos und direkt. Trinkvergnügen? Leider Fehlanzeige.

2015 Beaune Clos des Mouches, Joseph Drouhin: Ein Pinot wie ein Laubhaufen im Spätherbst – weich, warm, du willst dich reinlegen. Blutorange, rote Früchte und Tabak liefern sich ein Kuschelkonzert im Samtmantel. Kein Holzfäller, eher der gut situierte Naturfreund mit Kaschmirschal und Picknickkorb.

Book an appointment with MeinWeinkeller