Donnerstag, 12. Oktober 2017: Roussillon

Ein ’soiré fou‘ – wirklich ein verrückter Abend – ich glaube, das habe ich in 15 Jahren Weinclub noch nie erlebt. Von verspielten unglaublichen Düften und Gaumenfreuden, unerklärlichen Cassisbomben, sicheren Klassikern und Duftexplosionen von unerklärlichen gefühlten 2’387 Geruchsfazetten und Gaumenfreuden – und begonnen hat alles mit schönen Weinen, wie: …. ja, mmmh, fein, ja schön, also zu dem Preis kannst du nichts meckern ….

Domaine Mas de Lavail, le Sud, 2015, Grenache blanc et gris: An der Nase exotische Früchte mit einer Spur Honig, am Gaumen Grapefruittöne und leicht bittere Grapefruithäutchen im Abgang.

Domaine l’Edre 2014, blanc: In der Nase irritierende güne Noten und Zündhölzli, am Gaumen kräftiger Essenswein, leich schweflig, wirkt verschlossen, öffnet sich mit der Zeit – das hatten wir auch schon anders – warten

Domaine Mas de Lavail, Ballade, Carignan, Vieilles Vignes, 2015: An der Nase cremige warme Früchte, Brombeeren, reife schwarze Kirschen, Pflaumen; am Gaumen leicht grün, frisch geschnittene Stauden, pfeffrig, Kirschen.

Domaine Mas de Lavail,Tradition, 2015: Konzentrierte Nase mit warmen, cremigen Früchten; am Gaumen cremig, harmonisch, Brombeeren, Gewürzen, Vanille und Caramel

Domaine Mas de Lavail, Ego, 2012, Grenache noir: Nase mit leicht grünlichen, wuchtigen schwarzen Früchten, Banago; am Gaumen geschliffen, schwarze Früchte, elegant.

Domaine Mas de Lavail, Initiale, 2013: Komplexe Nase, Brombeeren, Honig; am Gaumen, breit, cremig, elegant, harmonisch, toller Wein.

Domaine Mas de Lavail, Desirades, 2014: Wieder Honig in der Nase und cremige Früchte; am Gaumen ein Schmeichler, mollig, harmonisch, wenig Säure, Brombeeren.

Mas Amiel, Carerades, 2004: Der wohl beste Wein, den ich dieses Jahr getrunken habe. Zur Nase soll ich aufschreiben: mmmhhhh – mit einem Lustpfeil nach oben ansteigend, Pinienharz; am Gaumen auf dem Höhepunkt! Also idealer geht nicht! – ich würde in der Presse schreiben: austrinken! – weil diesen Höhpunkt darfst du einfach nicht verpassen! Süssholz, dunkle Früchte, scharzer Cassis, Feigen, feine orientialische Gewürzspuren, Harz, toll toll toll!

Thunevin-Calvet, Hugo, 2004: Zu diesem Klassiker verzichte ich auf Notizen: wie wir es gewohnt sind einfach TOLL und so wie er sein muss!

Saint Roch, La Chapelle, 2014: Was ist denn da los?^!? Das war unser Liebling im Roussillon – der Bordeauxtyp mit Tiefe und Länge – und nun: Cassis, Cassis, Cassis und in der Nase Cassis, Cassis und am Gaumen Cassis und nochmals Cassis. Meine Irritation und Endtäuschung dämpften meine Weinkollegen und meldeten hinter dem Cassis, nochmals Cassis, eine schöne Eleganz mit Thénoten, Fichtenton und eleganter Länge. Ich habe dem Master of Wine – Ivan Barbic ein Mail geschickt, wie er sich diesen Wandel erklären kann – ich bin gespannt auf seine Antwort.

Domaine Gauby, Muntada 2009: Was ist denn da los!!!! Da explodieren 2tausend Gerüche in der Nase mit Zimt, Kriesi, Kirsch, Stall, etherischen Ölen, indischen Gewürzspuren …. (nach weiteren 25 Seiten Notizen 😉 …. einfach der Wahnsinn! … und die Gaumenfreuden etwas zusammenzufassen: frisch, etherische Öle, Thémischungen, Säure und Tanin …. in 5-10 Jahren wieder öffnen! How, how, how da war nicht nur ich überfordert – na gut, von mind. 3’751 Geschäckern haben wir mindestens 397 analysiert 😉

 

Donnerstag, 5. Oktober 2017: Château Lynch-Bages, Grand Cru Classé, Pauillac

Getrunkene Weine:

– Blanc de Lynch-Bages 2013: Sehr viel Grapefruit, frisch, jung trinken. Dürfte etwas länger sein.

– Lynch-Bages 1984: Der erste Schluck: riesige Überraschung! Ein 84er, der trinkbar ist und sogar anständig riecht! Waldboden, Leder, am Gaumen fleischig, ganz leicht metallisch. Nach wenigen Minuten schon bricht er auseinander, wird stichig und schlecht. Schade!

– Lynch-Bages 1992: Erdig, Schokotöne, am Gaumen auszehrend, eher leicht. Na ja.

– Lynch-Bages 1995: Noch viel Frucht vorhanden, hat Druck und Rückgrat. Die Spur grüne Noten stört nicht gross. Wirkt noch relativ jung.

– Lynch-Bages 2003: Schwarze Johannisbeeren, Rosssattel, würzig, am Gaumen trocken und mit leicht bitterem Ende. Schlechte Phase oder definitiv schon auf dem absteigenden Ast? Die meisten tippen auf Ersteres…

– Lynch-Bages 2001: Espresso, Lakritze, erdig, am Gaumen kantig, mittellang. Kommt da mal noch mehr?

– Pirat 1: Pontet-Canet 2001: Die Nase gefällt hier wesentlich besser als der Gaumen. Viel Black Currant, leicht animalisch, am Gaumen sperrig, die Harmonie ist (noch) nicht gefunden. Wird sie jemals kommen?

– Pirat 2: Bouscassé Vieilles Vignes 2001: Streumi, Streumi, Streumi. Am Gaumen drückt etwas dunkle Schokolade hervor, bevor auch sie vom Streumi massakriert wird.

– La Tour Blanche 2001: Safran, Blätterteig, Marzipan, getrocknete Aprikosen, Botrytis. Am Gaumen recht dick, aber die Süsse verteilt sich ausgezeichnet, die Säure stützt. Wer keinen d‘Yquem vermag, hier ist eine preiswerte Alternative!

 

Donnerstag, 28. September 2017: Serie Traubensorten – Everyday Chardonnay…

Getrunkene Weine:

– Chardonnay Vigna Piccola 1991, Maso Cantanghel, Italien, Trentino: Möstelig, Baumnüsse, Sherryton, Honig; am Gaumen noch präsent. Klar, zu alt, aber he, dieser Weisswein ist 26 Jahre alt – und nicht völlig hinüber!

– Chardonnay delle Venezie 2015, St. Barthelmeh, Italien, Veneto: Eher eine Sauvignon-Nase. Feuerzältli, wirkt etwas uninspiriert. Eher kurz.

– Schipf Chardonnay 2013, Weingut Schipf, Schweiz, Herrliberg: Sehr präsente Holznoten, recht fruchtig, Noten von Marzipan; am Gaumen zwar mit Schmelz, aber zu kurz.

– Chardonnay Barrique 2013, Weingut Türk, Oesterreich, Niederösterreich: Rosenblätter, Holz, Vanille, Honig, wirkt etwas zu süss.

– Chardonnay Unplugged 2014, Hannes Reh, Osterreich, Niederösterreich: Leichter Stinker, Holz, Frucht, am Gaumen fadengrad, mit guter Säurestruktur.

– Chardonnay Heimenstein 2015, Weingut Baur, Schweiz, Hettlingen: Holzbetont, aber auch fruchtig, floral, Birnen; am Gaumen recht üppig und damit süss wirkend.

– Chablis 1er Cru Vaillons 1996, Verget, Frankreich, Burgund: 1. August-Feuerwerk, Moselpetrolnote, am Gaumen sehr streng wirkend. Zwiespältig, öffnet sich erst nach zwei Stunden und wird dann immer schöner.

– Chardonnay Limited Production 2010, Escorihuela, Argentinien, Mendoza: Viel Holz, grüne Oliven, Zitrusfrüchte, Honig, Orangenkonfitüre. Feiner Schmelz. Im Unterschied zum Chablis zerfällt er nach einer Stunde komplett.

– Chardonnay Bourgogne 2010, Domaine Jean Monnier, Frankreich, Burgund: Grüner Apfel, Baumnüsse, flüchtiger Lack. Die Säure ist zupackend, der Abgang mittel.

– Chardonnay Hainfelder Letten Réserve 2014, Bernhard Koch, Deutschland, Pfalz: Zitrusnoten, Granny Smith-Apfel, Polarzältli, Vanille. Sehr jung, am Gaumen Holzpräsenz, gute Länge.

– Chardonnay Jayson Napa County 2001, Pahlmeyer, USA, Kalifornien: Buttrig, Rauchspeck, Marzipan, rauchig, leichte Sherrynoten. Erstaunlich cremig und mittellanger Abgang.

– Bourgogne Champ Perrier 2015, Tessier, Frankreich, Burgund: Orangenzesten, recht üppig, sehr mineralisch, harmonisch, am Gaumen breit und füllig, die Säure passt perfekt, langes Finale.

– Chardonnay 2013, Lagar d’Amprius, Spanien, Aragon: Leichter Stinker, Ananas, schöner Schmelz, am Gaumen feine Säure, gute Länge.

– Meursault 1er Cru Charmes 2007, Antoine Jobard, Frankreich, Burgund: Mandarinenzesten, Zitrusfrucht, wirkt sehr jung; am Gaumen kompakt, füllig, lang.

– Chardonnay Beerenauslese 1999, Lang, Oesterreich, Neusiedlersee: Gedörrte Aprikosen, Marzipan, wenig Safran; am Gaumen nicht mehr so süss wirkend.

Rotwein: Viña Ardanza Rioja Reserva Especial 2001, La Rioja Alta, Spanien, Rioja