Donnerstag, 10. März 2022: Ungarn im Fokus!

Was für ein toller Abend – vielen Dank, Béla!

Getrunkene Weine:

2015 Riesling Unbestechlich, Sven Nieger (Baden, Deutschland): Kein Donnerstag ohne Riesling! Floral, Steinobst, Wachs, eher dezente Säure, recht viel Süsse im mittellangen Abgang.

2016 Tokaji Furmint-Hárslevelú Szent Tamás Spätlese, Budahazy Pinceszet (Tokaji): Lindenblüten, Honig, Passionsfrucht, Ananas – ausgewogenes Süss-Säure-Spiel.

2016 Tokaji Furmint-Hárslevelú Nyulászó Budahazy Pinceszet (Tokaji): 50% Furmint, 50% Hárslevelú (Lindenblättriger), 1’100 Flaschen. Honig, Ananas, gute Säure, sehr trockenes, recht langes Finale.

2018 Juhfark, Somlói Apátsági Pince (Nagy-Somló): Zu Deutsch Lämmerschwanz, ungarische autochthone Rebsorte. Lindenblüten, Jasmin, saftig, am Gaumen Marzipan – spannend!

2018 Aldás Egri Bikavér Superior, St. Andrea (Eger): Schwarze und rote Johannisbeeren, Flieder, sehr würzig, recht elegant. Eine überraschend starke Säure degradiert die Restsüsse zur Statistin.

2017 Nomád Merlot, Szeleshát Szölöbirtok (Szekszárd): Schwarze Früchte, süsser Tabak, rauchig, viel Süssholz. Leider machen sich die 15% Alkohol am Gaumen etwas gar stark bemerkbar.

2017 Cabernet Franc, Sauska (Villány): Bauernhof, leicht laktisch, Kirschlikör, viel Lakritz, Holzaromen. Am Gaumen fleischig, recht rund, druckvolles Finale.

2013 Tokaji Szamorodni Sweet, Château Dereszla (Tokaji): Green Apple, Honig, Quitten, am Gaumen eher Richtung Boskop, nur leichte Süsse.

2013 Tokaji Aszú 5 Puttonyos, Oremus (Tokaji): Mirabellen, Lindenblüten, karamellisierte Früchte, Honig, Bittermandeln im sehr langen Abgang. Wirkt „perfekt“, die einen rufen: „Meh Dräck!“

2002 Tokaji Aszú 6 Puttonyos, Sárga Borház (Tokaji): Getrocknete Aprikosen, Alpenkräuter, dezent Kandiszucker, Walnüsse. Am Gaumen einfach phantastisch, mit einer sensationellen Säure, die perfekt mit der noblen Süsse harmoniert! Wow!

1972 Tokaji Aszú 5 Puttonyos, Disznókó (Tokaji): Die sehr trübe Farbe lässt Schlimmes erahnen – doch denkste: mit ein bisschen Luft steigen Walnuss-, Bärendreck-, Zwetschgen-, Tabak- und Feigennoten auf und bilden zusammen zwar nicht gerade ein harmonisches Symphonie-Orchester, aber immerhin eine solide Guggemusig-Clique…

1988 Tokaji Aszú 6 Puttonyos, Grand Tokaji (Tokaji): Schwarztee, Kerbel, Weihnachtsgewürze, messerscharfe Säure.

1999 Tokaji Aszú 6 Puttonyos, Grand Tokaji (Tokaji): Schwarztee, Kandiszucker, Gewürznelken, Kardamom.

1988 Tokaji Aszú Eszencia, Disznókó (Tokaji): Honig, Mokka, Crème Brulée, herrliches Süss-Säurespiel – Nektar vom Feinsten!

1993 Szt. Tamás Single Vineyard 6 Puttonyos Aszú, Royal Tokaji (Tokaji): Leider sehr sprudelig, als hätte eine Nachvergärung stattgefunden. Dennoch: die Säure und Süsse genügen, um auch dem letzten Rest Zahnschmelz den Garaus zu machen…

Donnerstag, 3. März 2022: das grosse Ratespiel – Pinot Noir, von wo?

Getrunkene Weine:

2012 Riesling Hattenheimer Wisselbrunnen Grosses Gewächs, Kaufmann (Rheingau, D): Kein Donnerstag ohne Riesling! Dieser hier stammt von einer der Toplagen im Rheingau. Weinbergspfirsich, Zitrusfrucht, wenig Petrol, mineralischsalzig, mit guter Säure. Recht mundfüllend, gute Länge.

2005 Fût de Chêne Pinot Noir de Loèche, Eggo Weine (Wallis, Schweiz): „Sagenhaftes Wallis“ hiess es am 31. Januar 2006 im Obertor, in Anwesenheit von Otmar Eggo. Sagenhaft, dass dieser Wein noch trinkbar war, mit Noten von Walderdbeeren, verbranntem Gummi, Brotrinde, Erde. Wow, wie doch die Zeit vergeht…

2015 Edition Doppelgold, Hedinger (Schaffhausen, Schweiz): Leider zu starker Luftton – hier hat Coravin versagt.

2008 Corton Grand Cru, Bonneau du Martray (Burgund, Frankreich): Angefangene Flasche, zwei Tage vorher geöffnet. Leider nicht mehr die Frische wie zwei Tage zuvor.

2013 Pinot Noir, Montsecano (Casablanca Valley, Chile): Biodynamisch geführter Betrieb unter Mithilfe von André Ostertag, Elsässer Winzerikone. Laktisch, überreife Orangen, Erdbeeren, sehr mineralisch, recht trocken, aber noch sehr lebendig und spannend.

2018 Pinot Nero Marchese Leopoldo, Marchesi Incisa della Rocchetta (Piemont, Italien): Holz, konfitürig, aufgesetzte Süsse, 15% vol Alkohol – Pinot wie von einem andern Stern – aber nicht von meinem…

2005 Pinot Noir Lo Abarca Hills Vineyard, Casa Marin (San Antonio, Chile): Zwar deutlich über dem Zenith – riecht nach Bratensauce und etwas Maggi, zudem leichter Essigstich – aber am Gaumen zeigt er nach wie vor, was er vor zehn Jahren mal war: ein schöner, runder, samtiger Pinot!

2015 Bourgogne Pinot Fin, Arnoux-Lachaux (Burgund, Frankreich): Feine Erdbeernoten, erstaunliche Mineralität. Endet leider etwas kurz.

1983 Nuits-St-Georges 1er Cru Les Vignes Rondes, Hubert-Martin (Burgund, Frankreich): Noch voller Energie! Blutorangen, Erde, saftig, mit viel Druck und guter Länge.

2017 Pinot Noir Birs, Sauska (Tokaji, Ungarn): Laktisch, dunkle Beerenfrucht, Süssholz, auch sonst noch viel Holz, am Gaumen fleischig, mit viel Schub und recht lang.

2015 Pinot Noir Grand Cru Chlosterberg, Winzerkeller Strasser (Uhwiesen, Schweiz): Zimtstange, dunkle Früchte, leicht mineralisch, hat Charakter. Die Säure versteckt sich nicht, der Abgang ist mittel.

2011 Pinot Noir Single Vineyard Awatere Valley, Yealands (Marlborough, Neuseeland): Erinnert in der Nase an Walla Walla! Noch erstaunlich gut im Schuss, Gabazältli, Schokolade, fleischig und funky!

2007 Malanser Pinot Noir Grand Cru, Boner (Graubünden, Schweiz): Maggi, Speck, flüssige Lakritz, Tee. Klingt irgendwie besser, als er tatsächlich war, nämlich deutlich zu alt!

1999 Savigny-les-Beaune 1er Cru Aux Vergelesses, Simon Bize & Fils (Burgund, Frankreich): Fleischiger Burgunder, richtig schön zu trinken, würzig, das macht doch Spass!

1975 Spätburgunder Spätlese Assmannshäuser Höllenberg, Kloster Eberbach (Rheingau, Deutschland): Leider, leider Kork! Dahinter ein Spätburgunder mit grandiosem Schmelz, einer betörenden Süsse – soooo schade!

2016 Weinolsheimer Kehr Spätburgunder Eiswein, Manz (Rheinhessen, Deutschland): Büchsenmais, Marzipan, Honig, extreme Säure, sehr langes Finale – ein toller Abschluss!

Donnerstag, 24. Februar 2022: Bordeaux 1986 – 1996 – 2006

Getrunkene Weine:

2006 Malartic Lagravière blanc, Pessac-Léognan: Äpfel, wenig Honig, Blätterteig – weit – aber noch mit Genuss zu trinken!

1996 Domaine de Chevalier blanc, Pessac-Léognan: Honig, Apfel im Schlafrock mit Vanille drüber, Fencheltee, ölig und mit gut eingebundener Säure.

1986 Château Maucaillou, Moulis: Waldboden, Tabak, kräutrig, wer hätte das gedacht, dass ein „einfacher“ 36jähriger Moulis noch mehr als nur geniessbar ist!

1986 Château Petit Village, Pomerol: So hat bestimmt ein rotes Plüschsofa gerochen – vielleicht mit Joséphines Hinternabdruck drauf? Kaffee, Brotkruste, unpomerolig, aber lecker!

1986 Château Nenin, Pomerol: Tabak, Leder, Harz, süssliche Frucht, saftig und animierend!

1986 Château Talbot, Saint-Julien: Paprika, würzig, wird immer mineralischer, zum Schluss huscht sogar ein Colafröschli vorbei…

1986 Château Beychevelle, Saint-Julien: Noch in bemerkenswerter Form! Hat fast schon die Süsse eines 82 oder 61-ers – erstaunlich!

1986 Calon-Ségur, Saint-Estèphe: Leichte Animalik, etwas Gummi, Bleistiftspitze, noch quicklebendig, vor allem am Gaumen fein aromatisch und lang.

1986 Château Cos d’Estournel, Saint-Estèphe: Semmnelknödel, Pilzbratensauce, gewürzt mit ein paar Mottenkugeln, am Gaumen schüttelt er all diese miesen Eindrücke locker ab und präsentiert sich fleischig, männlich, reichhaltig.

1996 Château du Tertre, Margaux: Die Frucht ist schon ziemlich verblasst. Grüner Pfeffer, Kampfer, Graphit , viel Säure – wirkt streng wie mein Primarlehrer – aber dies ist wieder eine andere Geschichte…

1996 Château Pavie, Saint-Emilion: Anflüge von Kork, seifig, nasser Lumpen. Zusätzlich noch ein Mix aus Chlor und Urin – doch hält man die Nase zu und schaut gebannt auf die berühmte Etikette, ist er plötzlich WUNDERBAR!

1996 Château Canon-La-Gaffelière, Saint-Emilion: Lakritz, Asphalt, spanische Nüssli, Sauerkirschen, etwas Moschus. Harmonischer Gaumen, wirkt noch relativ jung – sehr schön!

1986 Lafaurie-Peyraguey, Sauternes: Dezent Marzipan, Mandeln und Nougat. Kandierte Orangen, recht viskos, nicht zu süss, angenehm.

1994 Riesling Beerenauslese Goldkapsel Brauneberger Juffer-Sonnenuhr, Willi Haag, Mosel: Kein Donnerstag ohne Riesling! Grüntee, Akazienhonig, Pfirsicheistee, sehr schönes Süss-Säure-Spiel – doch nun Vorhang zu, das Spiel ist aus…