Donnerstag, 22. Oktober 2020: Chasse-Spleen oder Poujeaux oder ganz was Anderes…

Kurzfristig wurde das Moulis-Programm gestrichen und die Bordeaux-Indianer wünschten rechte Seite aus den 90er. Kein Problem, man ist ja flexibel…

Getrunkene Weine:

De Fieuzal blanc 1995: Ich muss wohl mehr an die frische Luft – dieser reife Fieuzal wurde an der Luft immer jünger… Zuerst doch recht mostelig, sehr weit, Apfel im Schlafrock, salziges, öliges Finale.

Y de Château d’Yquem 1988: Pfirsich, Bienenwachs, Lanolin, etwas Möbelpolitur – Mann, ist das vielleicht ein facettenreicher Weisswein! Er wirkt noch richtig jung, verändert sich stetig – Spannung vom ersten bis zum letzten Schluck! Ein Erlebnis!

Domaine de Chevalier blanc 1998: Und noch ein Hammer-Weisswein! Das waren fast die Stars des ganzen Abends! Frische Zitrusnoten, Zimt, kleine Birnen mit roten Bäckchen, sehr harmonisch integrierte Säure, langes, knackiges Finale. Toll!

Moulin-Haut-Laroque 1998: Volle Frucht, Süssholz, Cassis, fleischiger Körper, gute Länge.

Latour à Pomerol 1988: Leider Kork!

Magdelaine 1986: Nasses Hundefell, schmutziges durchnässtes Seil, sperrige Tannine – das macht nicht wirklich Spass.

La Gaffelière 1999: Leicht animalisch, hat noch schwarze Fruchtnoten vorzuweisen, Zedernholz. Recht viel Druck, allerdings am Ende leicht auszehrend. Besser als erwartet.

Pavie-Maquin 1995: Balsamisch, viel Süssholz, blumig. Recht saftig, gute Länge.

Latour à Pomerol 1998: Süssholz, Beerenmarmelade, getrocknete Feigen. Nobles Leder, fast schon kalifornische Süsse. Seidenweicher Gaumen, langes, sinnliches Finale.

Péby-Faugères 2001: Laktisch, Espresso, Süssholz, minimst Liebstöckel. Saftiger Gaumen, üppig und vollmundig, langes, prägendes Finale.

Bastor-Lamontagne 1997: Schon mehrmals im Weinclub degustiert mit dem leider immerwiederkehrenden gleichen Fazit: Käsig, muffig, schwach.

Donnerstag, 8. Oktober 2020: Côtes du Rhône und Côtes du Rhône Villages!

Gelungener Abend mit Côtes du Rhône-Weinen von Topproduzenten, erstaunlich unterschiedlich im Charakter, aber durchs Band weg auf beachtlichem Niveau. Vielen Dank Marcel und auch allen andern, die zu diesem unvergesslichen Abend beigetragen haben!

Getrunkene Weine:

Janasse Côtes du Rhône blanc 2015: Zitrusfrüchte und Lindenblüten, Mango, am Gaumen etwas lasch, hat mit den Jahren etwas an Frische verloren.

Inopia Blanc Côtes du Rhône Villages 2017, Rotem & Mounir Saouma: Was für ein Charakterwein! Ein Sammelsurium an Düften strömt aus dem Glas, stets von einem stark mineralischen Unterton begleitet. Wir riechen Mandarinli, Honig, Wachs, Möbelpolitur, diverse Gewürze und weisse Blumen. Am Gaumen finessenreich, spannend, fast schon dekadent – wir mögen’s und sind begeistert!

La Cabotte Côtes du Rhône Villages Massif d’Uchaux Gabriel 2008: Bratensauce und Schnittlauch, danach immer mehr Kirschlikör, Schokolade. Fleischig am Gaumen, hat Biss.

Château de Fonsalette Côtes du Rhône 2006 (Château Rayas): Sugo und Gemüsesuppe verschwindet leider nicht ganz, dahinter aber Kirschen, Fleisch, nasses Fell usw. Am Gaumen mit guter Säurestruktur – wir spüren, da ist was Grosses im Glas. Vielen Dank, Marcel, für diesen Legendenwein!

Château Pégau Maclura Côtes du Rhône 2015: Der nächste Charakterwein! Diesmal viel Ross, reduktiv, nicht jedermanns Sache, aber dahinter kommen Kirschen, Blutorangen und ein feiner Kräutermix hervor. Am Gaumen überaus fleischig, kompakt – Essenswein!

Inopia Rouge Côtes du Rhône Villages 2016, Rotem & Mounir Saouma: Schwarze Johannisbeeren, als wäre der Wein aus Chile! Dazu aber ausserordentlich mineralisch, spannend, etwas störende Kohlensäure. Auch hier: Essenswein!

Auguste Clape Côtes du Rhône 2016: Leichter Stinker. Schwarze Johannisbeeren, erdig, Teer. Kühle Eleganz, fleischige Textur – ein mächtiger Wein mit festem Tanningerüst – muss erst noch etwas reifen.

Domaine Charvin Côtes du Rhône 2017: Schwarze Kirschen, Minze, nasse Wolle, Garrigue. Etwas adstringierend im mittellangen Finale. Vielleicht in ein paar Jahren runder?

Domaine Giraud Côtes du Rhône Vieilles Vignes Les Sables d’Arène 2015: Reiner Grenache mit praller schwarzer Kirschenfrucht, Veilchen, Lakritze. Vollmundig, schmeichlerisch, wenn auch mit sehr viel Alkohol. Nach einem Glas ist man ko…

Janasse Terre d’Argile Côtes du Rhône Villages 2007: Ein weiterer Dicksack – erstaunlich jung daherkommend. Typisches 07er Geschoss, schwer, üppig, alkoholreich. Danach muss doch Schluss sein, oder?

Saint-Cosme Côtes du Rhône 2011: Nein, da werden doch noch zwei Saint-Cosme hervorgezaubert… Kaffee, Brombeerfrucht, laktisch. Leicht rauchig, etwas auszehrend im mittellangen Finale.

Saint-Cosme Côtes du Rhône Les Deux Albions 2017: Kräftig, kompakt, noch sehr jung wirkend, mundfüllend, würziges, recht langes Finale.