Donnerstag, 22. September 2022: Franken

Vor zwei Jahren haben wir Jorges Bus auf unserer Frankenreise mit Wein gefüllt, Marcel unzählige Pakete an der Grenze abgeholt, Markus Wein gelagert und eine Pallette importiert.

Hans Wirsching Iphöfer Julius-Echter-Berg Riesling EL 2019: Gefällt und brilliert mit gewisser Üppigkeit, Quitten, Mirabellen, Lindenblüten, reife Früchte, süsse Zitronen

Max Müller, Eschendorfer Lump Riesling 2014: freische grüne Reflexe, An der Nase grüne Bananen und Zitrone. Am Gaumen frischer Peterli, Bananen, Zitronen und schöne Bittekeit der Grapefruit – harmonisch

Bürgerspital Würzburger Abtsleite Riesling 2018: hellgelb mit leicht grünem Schimmer; tolle Nase mit Rosenblüten, Jasmin und Williamsbirne; am Gaumen leicht grüne Zitrone, weisse Grapefruit, leicht salzig – schön!

Bürgerspital Würzburger Steinharve GG Riesling 2015: Kräftige Nase, Mango und Zitronengras; am Gaumen ölig, sämig, Honig, Birne, Tanin evt. vom Holz, toller Wein

Juliusspital Würzburger Stein VDP. Erste Lage Silvaner Trocken 2018: In der Nase Gravensteiner und verschiedene Apfelsorten, Birnen und Lichy; am Gaumen feingliedrig mit Lichy, weissem Pfirsich, grüne Frucht, mineralisch, weisser Pfeffer, salzig, feine Eleganz

Zehnthof Luckert Silvaner Maustal 2020: riecht üppig, cremig, Zitronencreme und Lindenblüten, ganz fein Schweflig meinen die einen; am Gaumen grüne Aromen, Grapefruit, Zitrone, grüne Mango, salzig, kühle Mineralik, geradlienig, leichte vanille-Holznote

Horst Sauer ‚Es ist wie es ist‘ 2016: wow, Quitten, Harz, Honig, schwarze Bananen, Jasmin; am Gaumen tolle üppige Früchte, Honig, Edelhölzer, unvergesslicher Wein!

Benedikt Baltes Klingenberg R, alte Reben 2015: In der Nase süsse Kirschen, Zwetschgen, Brombeeren und Amaretti; am Gaumen Kaffee, Moccajoghurt, Amarenenkirschen, Schwarzwäldertorte, leicht und voll in der Frucht, eher einfachere Struktur, straffe Säure

Benedikt Baltes Steintal Bürgerstadter Berg EL 2018: Schöne Pinotfrucht an der Nase, feine Röstaromen, Kirschen; am Gaumen viel Druck, Röstaromen, feine Pinotwürze, schöner Wein.

Meyer Näkel Dernauer Pfarrwingert GG 2016, Ahr: An der Nase dunkle Früchte, Kaffe, Nelken, Zwetschgen; am Gaumen wieder die Nelken und Zwetschgen, Holz geprägt, jung, Druck, schwarze Schoggi, Tanin, Tanin

Friedrich Becker Sankt Paul 2016; Pfalz: Nobler eleganter Duft, schwarze Kirschen; am Gaumen Harz, schwarze Kirschen, Orangenschale, nobel, noch vernagelt – warten

Horst Sauer Escherndorfer Lump Silvaner Auslese 2019: Üppige Nase mit Ananas, Bienenwachs, Lindenblüten, Sweetcorn; am Gaumen harmonischm Ananassaft, schöne Süsse-Säure, Himbeeren

Donnerstag, 15. September 2022: Toscana 90er Jahre

Getrunkene Weine:

2016 Riesling Buntsandstein Kabinett trocken, Theodorus (Deutschland, Pfalz): Steinobst, aber auch zitrische Noten, knackig, mit leicht stechender Säure, salziges mittellanges Finale.

1995 Trebianco, Castello dei Rampolla: Die Frische dieses Rampolla ist zwar „schon“ leicht ramponiert, aber wer Mostbirnen, Pilze und Honig liebt, liegt hier richtig.

1999 Siepi, Castello di Fonterutoli: K O R K! Absolut untrinkbar.

1990 Riserva Brunello di Montalcino Castelgiocondo, Frescobaldi: Die Magie von Maggi taucht auch hier wieder mal auf, dazu Pflaumenkonfitüre und Süssholz. Die Altersnoten überwiegen an der Luft von Minute zu Minute.

1998 Lupicaia, Castello del Terriccio: Leichter Kork oder zumindest keine saubere Flasche – Chlor, Medizin, Kellermuff.

1996 Lupicaia, Castello del Terriccio: Zedernholz, Zellenmuff, Zelgligarderobe nach einem gut frequentierten Mittwochnachmittag, Leder und mit viel Fantasie noch ein paar rote Beerenschwaden. Dann versiegt der Duftstrom – und wir schreiten weiter zu den nächsten 96ern…

1996 Solengo, Argiano: Brombeeren, „warm“, Lakritz, schön gereift.

1996 Brunello di Montalcino Castelgiocondo, Frescobaldi: Würziger Brunello mit feinen Zimtnoten, Muskatnuss, Zwetschgen, kandierten Früchten. Über dem Zenith, aber noch mit Freuden zu trinken.

1997 Poggio Valente Morellino di Scansano, le Pupille: Leicht medizinal, Kampfer, Fruchtkompott, weisser Pfeffer, Leder. Noch erstaunlich gut im Saft.

1997 Summus, Castello Banfi: Üppig ausser dem gottlob nur leichten Furzdüftli, Minze, Gewürznelke, Tabak. Weicher, mittellanger Abgang.

1996 Guado al Tasso, Antinori: Wunderschöne dunkle Frucht, getrocknete Blätter, Kaffee, sehr harmonisch und richtig lässig – ein Hochgenuss!

1990 Fontalloro, Fèlsina Berardenga: Fleischig und kompakt – niemand gäbe ihm dieses Alter! Würzig, mit süsslicher Beerenfrucht, nur die Säure sticht vielleicht ein Mü zu deftig hervor. Der Abgang ist lang und wir glücklich!

1993 L’Apparita, Castello di Ama: Brotkruste, Blutorange, Thymian, Lakritz, Wacholder, Brennessel. Harmonisch durch und durch, mit sehr gut integrierter Säure, vielschichtig und lang – was will man mehr?!

1995 Chateau Musar, Gaston Hochar (Libanon): Der Libanon-Knaller zum Schluss! Nur leicht animalisch, ein eleganter Musar, anfangs mit Leimnoten, die sich irgendwann auflösen oder irgendwo klebenbleiben, Blutorangen, spanische Nüssli, süsser Schmelz – das war vielleicht ein geiler Schlummi zum Schluss – gute Idee, Roman und vielen Dank allen, die zu diesem abwechslungsreichen Abend beigetragen haben – grazie a tutti!

Donnerstag, 8. September 2022: Médoc 90er Jahre

Getrunkene Weine:

2015 Chassagne-Montrachet Les Vergers Premier Cru, Philippe Colin: Zwar aus dem Burgund und auch kein Riesling – doch nach einem ersten Schnuppern im Glas haben wir bereits vergeben! Zitrus, Mandarinli, Honig, ganz wenig Streichholz – ein richtig üppigfeinergeiler Burgunderweisser! Können die roten Bordeauxindianer sowas auch bieten?

1994 Château Clerc Milon: Etwas Brotrinde, etwas Kaffee, leider viel Grün. Ein Hauch Minze reicht nicht aus: die Stimmung bleibt im Keller, der Wein nicht im Glas. Next please.

1999 Château Poujeaux: Sicher nicht der prächtigste Poujeaux ever, aber seine schwarzen Schokoladennoten inklusive Lakritz und dezentem Rosssattel machen ihn vorübergehend zum Matchwinner!

1997 Château Belgrave: Viel Animalik, durchmischt mit Colafröschli und Peperoni und sogar noch feiner dunkler Beerenfrucht – Hoppla Schorsch, darauf hätte wohl niemand gewettet, dass ein 97er Belgrave noch oder überhaupt so schön rüberkommt!

1997 Carruades de Lafite: Immer noch schöne Fruchtnoten, dazu eine Mischung zwischen noblem Leder und oft gebrauchtem Rosssattel, Efeu, Erdtöne. Der Abgang ist anständig lang und wird von Gewürznoten begleitet.

1997 Château Léoville Las Cases: Oh, dieser Wein war jahrelang sowas von introvertiert, doch jetzt im gesetzten Alter taut er so richtig auf! Schwarze Beerenfrucht, Graphit, feine getrocknete Kräuter, schwarze Schokolade, lang. Schön!

1999 Château Gruaud Larose: Die typische Gruaud Larose-Stallnase! Einige reden von Schweinestall, man könnte es auch etwas vornehmer mit würziger Landluft umschreiben. So oder so: bei der rotbeerigen Frucht sind wir uns sicher, beim Leder sowieso, und auch die Pilzli sind nicht zu überriechen. Ein maskuliner Wein – diejenigen, die bei Wein nach mehr Dreck lechzen: beim Gruaud Larose haben sie ihn. Auf die positive Art natürlich!

1989 Château Ducru-Beaucaillou: So froh, beginnen die 90er schon 1989 😉… Der Unterschied von diesem sonnenverwöhnten Superjahr zu den doch eher schwierigen 90er Jahren ist extrem: Fast schon Neue Welt, so plüschigsexycremigfein ist dieser Wein! Süssholz, Tabak und spanische Nüssli spielen auch noch mit – wir strahlen, sind happy und stossen auf die formidablen 90er Jahre an!

1999 Château La Tour Blanche: Lindenblüten, etwas Nagellack, gedörrte Aprikosen, Akazienhonig, Cayenne-Pfeffer, wenig Safran. Zimt und etwas Dosenpfirsich, dann ist Schluss und wir gehen ins Körbchen – oder doch nicht? Da steht ja noch ein Fläschchen…

2015 Château Doisy-Daëne: Recht dickflüssig, viel Zitrus, floral, Gebäck. Cremig und breit. Lecker! Im leeren Glas riecht’s plötzlich nach Schinkengipfeli. Bevor auch noch Geister auftauchen, heisst’s aufbrechen und davonsausen. Ein wunderschöner, entspannter, lässiger Abend! Meh Bordo please! Wieder einführen! 1x im Monat MUSS Bordeaux-Time sein!