Donnerstag, 8. Februar 2024: Elegance (Serie Weinstil)

Getrunkene Elegance-Weine (blind degustiert, wir wussten also nicht, was im Glas ist!):

Sake Dassei 39 (Japan): Wir starten mit einem Sake – sackschwierig und wir sind uns fast einig: Elegant ist anders…

2013 Grüner Veltliner Limitierte Edition Nr. 0027, Weingut Johann Donabaum (Wachau, Österreich): Tropische Früchteduftsalven dringen in unsere Nasen, die Gaumen sind entzückt ob soviel Süsse, Schmelz und Konzentration. Nur: ist fett das neue elegant? Wir finden: no!

2014 Riesling Felsenberg GG, Dönnhoff (Nahe, Deutschland): Eher streng rüberkommend, dezent Pfirsich, Apfel, Grapefruit, am Gaumen zwar saftig und mineralisch, aber von einer dominanten Säure beherrscht. Ist Säuredominanz gleich Eleganz? Wir sind skeptisch…

2014 Artemis Cabernet Sauvignon, Stag’s Leap Wine Cellars (Kalifornien, USA): Milchkaffee, Schwarztee, Zedernholz, Pflaumen, Lakritz ergeben zusammen einen geschmeidigen, runden, etwas alkoholisch daherkommenden Schmusekater-Wein. Schmusekater gleich Eleganz? Wir sind dagegen…

2019 Barbaresco, Sordo (Piemont, Italien): Sauerkischen, Teer, Waldboden Tannenharz, wirkt für sein Alter schon recht weit. Wir suchen weiter nach DER Eleganz!

2019 Spätburgunder IDIG Königsbach GG, A. Christmann, (Pfalz, Deutschland): Aha! Blutorangen, rote Beeren, Holz, enorm saftig und stoffig, ja, klar, üppig, aber mit seinen 13% Alkohol bleibt der Wein elegant. Von uns klar als Eleganz-Favorit geadelt!

1994 Cabernet Sauvignon Estrella, Weinert (Mendoza, Argentinien): Da scheiden sich die Geister: einige können mit diesem gereiften Wein nichts anfangen, die andern schwärmen von Tomatenmark, Zedernholz, Rauch, Minz und einer umwerfenden Eleganz. Die Eleganz-Möchgtegern-Fraktion bleibt in der Minderheit.

2014 Rioja Gran Reserva, Viña Real (Rioja, Spanien): Zimt, Rauch, kalte Asche, Tabak, leider tauchen am Gaumen leicht grüne Noten auf, die der Eleganz die Zähne ziehen. Aber: wir sind uns einig: ein traditioneller Rioja könnte dem Pinot die Eleganz-Krone streitig machen!

2015 Merlot Sassi Grossi, Gialdi (Tessin, Schweiz): Sehr laktisch, Kaffee, dunkle Beeren. Würzig, wuchtig, breit und lang. Die Eleganz bleibt dadurch aber eher auf der Strecke.

2016 Pico de Luyas, Bodegas Trus (Ribera del Duero, Spanien): Schwarze Beeren, Rauch, Lakritz, edles Holz. Aristokratisch, feinwürzig, vollmundig, die Säure ist perfekt eingebunden, der Abgang ist enorm lang und leicht salzig. Wir sind begeistert und merken: wenn bei einem Wein alles stimmt, wirkt er auch elegant!

2014 Santo Spirito Etna Rosso, Tenuta delle Terre Nere (Sizilien, Italien): Und wieder ein Wein, der die Geister scheidet! Blutorangen, Asche, hochmineralisch, kräutrig, enorm saftig, rassige Tannine. Das schreckt einige ab und sie zücken die Antieleganz-Karte.

2017 Mauro Tinto Cosecha, Bodegas Mauro (Vino de la Tierra de Castillo y Leon, Spanien): Laktisch, Kokosnuss, würzig, sehr feste Tannine, austrocknendes Finale. Die Eleganz vermissen wir.

2017 Guidalberto, Tenuta San Guido (Toskana, Italien): Dem Bordeauxblend (Cabernet Sauvignon und Merlot) ist der heisse Jahrgang anzumerken: sehr reife Früchte, laktisch, balsamisch, vollmundig, sehr konzentriert, trockenes, langes Finale. Erstaunlicherweise sind einige überzeugt, dieser Guidalberto sei elegant!

2011 Spätburgunder Sankt Paul GG, Weingut Fridrich Becker (Pfalz, Deutschland): Animalisch, Waldboden samt Pilze, Blutorangen, Kaffee. Finessenreich, wunderschön gereift, von betörender Eleganz. Moment mal: ELEGANZ! Reife und ein guter Pinot: ist das die Zauberformel für ELEGANZ? Wir werden weiterforschen…

Degustation in Zahlen: wir haben mit Schulnoten 1-6 bewertet nach Qualität und Eleganz

Nur die beiden Spätburgunder haben im Schnitt die 5 in Qualität und Eleganz geschafft und sind auch klare Gesamtsieger: Idig und Sankt Paul – Paul eine Spur besser und Idig eleganter.

Die Qualitätssieger mit 5 und mehr sind: Luyas, Sankt Paul, Donnabaum, Guidoalberto und Idig

Die Eleganz angeführt von Idig und Paul kamen mit einem -5 nur noch Dönnhoff, Sordo und Real in die Nähe.

Erkenntnis aus der Beurteilung Eleganz: Nur bei feingliedrigen und leichteren Weinen ist Mann sich einig und verteilt ähnliche Eleganznoten; bei kräftigen, dichten Weinen teilt sich die Meinung nach Eleganz von ’no go‘ bis ‚meisterhaft‘ – je kräftiger je weniger die Einigkeit wie zB. am Meisterwerk Luyas mit 6 Noten 3 und einer Note 6 und 4x 5 und mehr.