Getrunkene Weine:
2019 Vacqueyras Cuvée Gabriel, Château de Montmirail: Cuvée Gabriel – blumig, zitrisch, ein Hauch Wachs und leider auch ein bisschen luftdruckarm. Kein Engel mit Posaune, eher ein Seraph mit Seifenblase. Nett zum Nippen, aber fürs große Halleluja reicht’s nicht.
2018 Gigondas Saint Maurice, Château de Montmirail: Dunkle Früchte, ein Schuss Kaffee, dazu Grünschnitt vom Vortag. Kraft ja, Eleganz nein. Wer’s gern rustikal und leicht angeschmort mag, wird hier glücklich. Alle anderen greifen besser zur Gartenschere – oder zum nächsten Wein.
2015 Gigondas La Font de Tonin, Domaine la Bouïssière: Gigondas im Endstadium. Die Farbe: trüb wie abgestandener Kräutertee. In der Nase: Maggi, feuchte Kellermauer. Sonnenstich oder Flaschenpech – egal, hier dominiert das Aroma von Verpasstem. Wer das einschenkt, hasst seine Gäste.
2016 Gigondas, Domaine la Bouïssière: Ein Gaul im Obstgarten: Dörrpflaumen satteln Leder, galoppieren durch Garrigue. 66 % Grenache, 34 % Syrah, 100 % Charakter. Wer hier nicht nachschenkt, hat die Zügel nicht verdient.
2015 Gigondas La Cuvée Tradition, Moulin de la Gardette: Altes Leder knarzt, dunkle Kirschen drücken aufs Gaspedal, dazu getrocknete Kräuter, die frech um die Ecke lugen. Er bleibt, auch wenn du längst weiter bist.
2016 Gigondas, Domaine les Teyssonnières: Ein Kirschtornado mit Zitrusabrieb im Schlepptau brettert durch die Nase wie ’ne Obstschlacht in der südlichen Rhône. Gigondas-Rock, keine Easy Listening.
2016 Gigondas Les Blâches, Domaine des Espiers: Wie ein Symphonieorchester, das nur aus Trompetern besteht: zu laut, zu schrill, zu dick aufgetragen. Dieser Gigondas versucht zu viel – ich bleib lieber bei einem echten Flüstern.
2016 Gigondas, Domaine Raspail-Ay: Ich bin 15,5 % pure südfranzösische Sonne. Ich flüstere Fudge, brumme Garrigue und umarme deine Geschmacksknospen wie ein tätowierter Poet nach drei Pastis. Trink mich nicht, verehre mich – oder wach woanders auf.
2017 Gigondas Les Hauts de Montmirail, Domaine Brusset: 50 % Grenache, 20 % Mourvèdre, 30 % Syrah – eine wilde Dreierbande mit Brombeere, Kirsche und einem Pfeffer-Nachhall, der sagt: ‚Hier komm ich, und ich meine es ernst.‘ Keine Höhenangst nötig – Trinklust genügt.
1998 Domaine de Trévallon Vin de Pays des Bouches du Rhône Alpilles IGP: Alpilles ungeschönt: Ross-Sattel, Stallluft, alte Apotheke. Und doch – sexy. Trévallon reitet allein in den Sonnenuntergang: ohne Marlboro, dafür mit wildem Blick und Lavendel im Atem.
2008 Riesling Auslese Brauneberger Juffer, Becker-Steinhauer (Mosel, Deutschland): Petrol trifft Pfirsich, Süsse und Säure in perfektem Duell. Genug Biss, um mit den Mandelgipfeln mitzuhalten, und so viel Charme, dass man gar nicht anders kann als nachschenken.

