Grillfest mit Wetterglück – ein toller Abend mit einer feinen Fleischauswahl und passenden Weinen – perfekt!
Getrunkene Weine. Da der Fokus eher auf dem Grillen als auf dem gemeinsamen Weinsezieren lag, spiegeln die folgenden Beschreibungen ausschließlich die subjektiven Eindrücke des Autors wider.
2019 Silvaner Retzstadter Langenberg trocken, May (Franken, Deutschland): Ein Silvaner wie ein frisch verliebter Frühling: Gelbe Früchte kichern mit Kräutern, weisser Pfirsich tanzt barfuss über Kalk. Trocken, aber nie trocken – May weiss, wie man Flirt in Flaschen füllt.
2018 Sauvignon Blanc Ried Welles, Lackner-Tinnacher (Südsteiermark, Österreich): Sauvignon auf Streifzug: Stachelbeere sticht, Zitrus zischt, Wiesenkräuter winken von den Hügeln. Ganz schön üppig, der Bursche – aber mit Säure so präzise, dass er auf Zehenspitzen tanzt. Ein Charmeur mit Dreck an den Wanderschuhen.
2008 Blanc de Blancs Les Prôles & Chétivins, Colin (Champagne, Frankreich): Ein Duft wie ein Spaziergang durch eine französische Patisserie: Vanille in der Luft, Buttercreme auf der Lippe, Brioche im Herzen – ein Hauch Pastis im Pâtisserie-Parfum. Der Abgang? Kreide. Klarheit. Klasse.
2019 Solo Mazuelo, Arizcuren (Rioja, Spanien): Schade – hinter dem muffigen Schleier von TCA blitzt dennoch Arizcurens Handschrift durch: kernige Säure, dunkle Frucht, viel Lakritz. Mazuelo in Reinform bleibt spannend!
2015 Côte-Rôtie Fructus Voluptas, Jamet (nördliche Rhône, Frankreich): Dunkel, tief und lasziv – Fructus Voluptas 2015 flüstert nicht, er raunt. Brombeeren, Veilchen, Rauch und Vanille tanzen wie im Rausch. Kein Wein – ein Liebesbrief in Tinte und Teer.
2016 Insoglio del Cinghiale, Campo di Sasso (Bibbona) (Toskana, Italien): Wein wie ein Italo-Western. Ballert mit Kirsche, qualmt mit Tabak, trägt Leder wie Clint Eastwood. Und du stehst daneben mit ’ner Pizza Margherita und Tränen in den Augen.
2014 Rioja Reserva, Laturce (Rioja, Spanien): Dörrobst, balsamisch, ein Hauch Antiquariat. Leises Plattenknistern inklusive. Rioja auf Sparflamme.
2009 Rioja Norte, Pujanza (Rioja, Spanien): Breit, glatt, durchchoreografiert – aber ohne Gänsehaut.
2016 Gigondas La Colline, Domaine des Bosquets (südliche Rhône, Frankreich): Ein Grenache, der dir kräftig in den Nacken beisst, bevor er dich zärtlich streichelt. Eiche und Tannine spielen rau, während Himbeere, Schokolade und Weihrauch zusammen mit Garrigue ein sinnliches Feuer entfachen. Wild, tiefgründig, verführerisch.
2012 Château Gaillard Saint-Emilion Grand Cru (Bordeaux, Frankreich): Feiner biodynamischer Saint-Émilion von Catherine Papon-Nouvel. 70% Merlot, 30% Cabernet Franc. Trotz des schwierigen Jahrgangs 2012 elegant, verspielt, mit zarter Würze, sanften Tanninen und schöner Balance.
2019 Oreno Toscana, Sette Ponti (Toskana, Italien): Aromen von schwarzen Früchten, Schokolade, Leder und Tabak. Leider von einem leichten Korkfehler beeinträchtigt, der das Potenzial deutlich trübt.
2006 Carmignano Piaggia Riserva, Mauro Vanucci (Toskana, Italien): Riecht wie ein Antiquariat in Florenz nach einem längeren Stromausfall: alte Bücher, Leder, Tabak, dunkle Kirschen. Kein Wein für Smalltalk – der verlangt Respekt. Oder ein ordentliches Stück Bistecca!
2021 Fläscher Pinot Noir Uris, Davaz (Graubünden, Schweiz): Schlanker Körper, aber oho – dieser Pinot aus der Einzellage Uris flüstert erst zart und zieht dir dann genüsslich die Zunge aus dem Hals. Elegant wie Seide, frech wie ein Hüftschwung – ein Wein, der sich anfühlt wie Frühstück im Bett nach einer langen Nacht.
2021 Pinot Noir Te Muna Road Vineyard, Craggy Range (Martinborough, Neuseeland): Holz klopft an, Blutorangen werfen ’ne Party, Kirschen hauen rein wie Zuckerwatte – für alle, die’s plüschig, frech und nicht von der Stange wollen. Keine Schnörkel, nur pure Sünde.
2021 Sur la Crête, Colline de l’Hirondelle (Languedoc, Frankreich): 60 % Grenache, 40 % Mourvèdre. Spontan vergoren, ungeschwefelt und unfiltriert aus dem Stahltank direkt in die Flasche. Erstaunlich frischer, fruchtbombiger Naturwein – saftig, frech und zum Reinlegen.
1995 Château Batailley, Magnum (Bordeaux, Frankreich): Letzte Fruchtgrüsse, dann übernehmen Tabak, Leder, Harz und ein Hauch Bleistiftspitze. Der Abgang? Mittellang, leicht auszehrend – wie ein alter Freund, der zu lange geblieben ist, aber den man trotzdem nicht gehen lassen will.
2017 Arbossar, Terroir al Limit (Priorat, Spanien): Kein Holz, kein Netz, kein doppelter Boden. Reinsortiger Carignan, pur und kantig – wie ein Bergpfad im Morgengrauen. Dominik Huber? Zieht das durch wie ein Zen-Meister mit Rebschere. Chapeau!
