Donnerstag, 14. März 2024: Merlot – Battaglia dei giganti – Ticino versus Bordeaux

Kurzes Fazit der Merlot-Schlacht: je jünger, desto schwieriger wird es, einen Tessiner Merlot von einem Bordeaux zu unterscheiden. Und: die Tessiner können grösstenteils mithalten!

Getrunkene Weine:

2017 Bianco di Merlot Terre Alte, Gialdi (Tessin): Reife Fruchtaromatik, dezent Lindenblüten, sehr feine Säure (kein BSA?!), wirkt noch erstaunlich frisch.

1991 Vigna L’Apparita, Castello di Ama (Toskana-Pirat, Italien): Der Pirat im Rennen kommt mit viel Bratensauce und Streumi daher und hat seinen Zenith definitv längst überschritten.

2001 Château Franc-Maillet (Pomerol, Bordeaux): Alles, was ein schön reifer Bordeaux auszeichnet: Tabak, Zedernholz, Waldboden, Lakritz. Saftig, nobel und toll!

2011 Castello Luigi Rosso del Ticino, Luigi Zanini (Tessin): Kaffee, Graphit, Tabak, Erde, Rande, Unterholz – da hat’s doch etwas Cabernet Franc mit drin? Langes, druckvolles Finale. Wir sind stolz: dieser Wein kommt aus dem TESSIN!

1996 Château La Pointe (Pomerol, Bordeaux): Kalter Kaffee, staubiger Schrank, getrocknete Gräser, ungemein saftig und mit einem herrlich süssen Schmelz. WAS – das ist 1996??? Bordeaux war klar!

2001 Le Plus de la Fleur de Boüard (Lalande-de-Pomerol, Bordeaux): Karamell, dunkle Beerenfrucht, hochkonzentriert, Lakritz, viel Power, sehr langes Finale.

1998 Château Latour à Pomerol (Pomerol, Bordeaux): Die 1998er Süsse! So schön! Süsslicher Tabak, ätherisch, etwas Minze, Zedernholz. Feine Säure, saftig, sehr langes, leicht animalisches Finale. Bordeaux – what else!

2003 Carato Riserva, Delea (Tessin): Tabak, Leder, schwarze Beeren, Pflaumen, Harz. die Säure ist etwas spitz, der Abgang ist sehr lang. Bordeaux aus einem etwas schwierigen Jahrgang? Denkste, Tessin von 2003! Da lagen wir allesamt daneben…

2019 Merlot al Ronco, Zündel (Tessin): Fast ein Schock nach all diesen feinen reifen Merlots! Dieser hier ist noch viel, viel, viel zu jung, kommt schräg daher, wirkt wie noch nicht fertig, da passt (noch) nicht allzu viel zusammen. Wird unter Wert geschlagen, aber bei einer Blind-Degu kann das passieren.

2022 Merlot Gambarogno, Cantina il Cavaliere (Tessin): Riecht nach Mentos, Cassis, Lakritz, etwas charakterlos. In den Ferien im Tessin mundet der bestimmt viel besser.

2022 Merlot Vino Bono, Michele Bono (Tessin): Harz, Kirschlikör, Lakritz, animalische Noten kommen dazu. Am Gaumen saftig, mit guter Länge. Von unserem Kollegen Michele Bono vinifiziert.

2016 Sassi Grossi, Gialdi (Tessin): Kaffee, helle Beeren, Orangenabrieb, Efeu, ätherisch. Saftig, mit guter Säure, wirkt noch jung. Sehr langes Finale.

2018 Merlot Rovere, Cantina Monti (Tessin): Karamell, rote Beeren, Röstaromen, rund und saftig, sehr langes, druckvolles Finale.

Donnerstag, 7. März 2024: Das grosse Rebsortenrätseln: B wie…

Getrunkene Weine:

2020 Silvaner Maustal GG, Weingut Zehnthof Luckert (Franken, Deutschland): Ein atemberaubend schöner trockener Silvaner von der aus kargem Muschelkalk bestehenden GG-Lage Maustal. Kalkige Mineralität, enorme Tiefe, saftige Frucht, langes, salziges Finale. Entweder noch ein paar Jährchen warten oder dann im Minimum ein paar Stunden dekantieren.

2022 Sulzfelder Blauer Silvaner, Weingut Zehnthof Luckert (Franken, Deutschland): Tropische Früchte, Grapefruit, Kräuter. Saftig, salzig, das bisschen Sprudelige wird kurzerhand weggeschüttelt…

2007 Pinot Noir Riserva Trattmann, Kellerei Girlan (Südtirol, Italien): Dem guten alten Trattmann merkt man sein Alter an: Leder, Herbstlaub, Maggi. Nicht mehr als Pinot erkennbar, der Abgang endet auf Bratensauce.

2017 Babeasca Neagra, La Sapata (Rumänien): Stark animalisch, rustikal, Harz, Schnittholz. Ungestümer, knorriger Bursche.

2001 Finca Terrerazo Bobal, Mustiguillo (Vino de Pago, Spanien): Medizinal, noch leicht schwarze Frucht vorhanden, Baumharz, Kaffee, Bleistiftmine, Rauch und Leder. Noch voll im richtigen Trinkfenster!

2016 Bobal, Finca Casa Lo Alto (Utiel-Requena, Spanien): Zimt, Milchschokolade, schwarze Kirschen, voll modern und süsslich, viel Alkohol.

2019 Bobal Pino, Bodegas Ponce (Manchuela, Spanien): Das Gegenteil: nur 12.5% Alkohol, spartanisch, leicht, mineralisch, mit roter Beerenfrucht, einer gesunden Säure und einer ordentlichen Länge.

2016 Barbera d’Asti Sei Vigne Insynthesis, Viticoltori Associati di Vinchio – Vaglio Serra (Barbera d’Asti, Italien): Schwarze Früchte, Sauerkischen, Lakritz, würzig. Fleischig, mundfüllend, mit guter Säure, der Abgang ist lang und leicht salzig.

2017 Barbera d’Asti Bricco dell’Uccellone, Braida (Barbera d’Asti, Italien): 16% Alkohol, die schon beim ersten Schnuppern in die Nase stechen. Überladen mit Eichenholz, Süsse, üppiger Frucht – zuviel des Guten für die Meisten.

2019 Blaufränkisch Perwolff, Krutzler (Burgenland, Österreich): Sehr dunkle Farbe! Schwarze Beeren, vielschichtig, feinste Holzwürze, Gewürzmischung, dunkle Schokolade. Nicht überladen, komplex, noch sehr, sehr jung, endet extrem lang und saftig. Ein toller Abschluss!

Donnerstag, 29. Februar 2024: Lagen Barolo & Barolo Riserva

Aromenspektakel nicht nur im Glas sondern auch aus dem aktivierten Schmortöpfchen! Die ultima ratio Steigerung sahen die Jungs nur noch im Schmortopf durch Beigabe von zwei Markbeinen und mit 4 Zehen Knoblauch ganz, nicht gestampft. – Das will einiges heissen!

Weiss: Gianfranco Bovio, Alessandro 2021, Chardonnay: Viel zu kalt, deshalb waren die Aromen noch verschlossen – Zitrusnoten und Lindenblüten mit Spuren von Butter; am Gaumen mit knackiger Säure, Agrumen und frisch geschittene Sträucher; am anderen Tag, offen gelagert und wärmer öffneten sich die schmelzigen Chardonnay Aromen.

Cantina Gigi Rosso Barolo Riserva Speciale 1978: Aromen von geröstetem Brot, Kaffee, Schwarztee, Leder und etwas Herbstlaub, gar nix vo ade und tschüss; der Geschmack harmonisch, wieder mit Kaffee und Leder, keine Frucht, leichte Süsse und überraschend schön, feine Säure.

Guasti Clemente Barolo Riserva 1990: Ätherische Kräuternoten, unterlegt von gereifter Frucht von Heidelbeeren, Plaumen und Zwetschgen, Espresso, schwarze Schokolade und etwas florale Noten; herrlich Harmonisch am Gaumen mit Kräuter, Hagenbutte und leichten Laubnoten.

Massolino Barolo Margheria 1997: hui hui hui Kaffee mit gerösteten piemontesischen Haselnüssen, spanische Nüssli, Harz, tannige Hobelspäne; am Gaumen noch spührbare Tanine, Schocco, Kaffee, Kräuter, Haselnüsse, feine Zwetschgenfrucht – der macht Spass!

Seghesio Barolo La Villa 1998: Edle Aromen mit Leder, Kaffee, Tabak und Mokka, schnüffel schnüffel; am Gaumen wieder toll harmonisch mit viel Kraft und Druck, schwarze Schoggi, leicht unterlegt mit Banane und Kirsch – edel!

Giggi Rosso Barolo Riserva Arione Sori dell’Ulivo 2001: oho, doch vielleicht etwas … mit Dörrzwetschgen und Jod; am Gaumen aber viel schöner, weich und cremig, Zwetschgenkompot und lang. Durchaus noch lebendig!

Ettore Germano Barolo Riserva Lazzarito 2007: Scheisse! Ist der Edel! Tabak vom Feinsten, Schoggi und Zedernholz! hui, am Gaumen kräftig, Druck, sämig, Schmelz, so wunderbar mit Tabak und Edelhölzern, und diese feine salzige Lakritze! Am nächsten Tag offen gelagert sind die edlen Aromen noch deutlicher und voll präsent – einfach ein Traumwein!

Sordo Barolo Riserva Gabutti 2008: Ein Jahr jünger und wirkt wie 10 Jahre jünger und als ungestümer Jungspund. Mit Aromen von Amerenenkirschen, Teer und Schoggi; am Gaumen mit noch sperrigen Taninen, Fucht mit roten Früchten mit Spuren von Kirschen, Himbeeren und Erdbeeren, Schokolade und Pfeffer. Am nächsten Tag offen gelagert gibt er sich einiges versönlicher und offenbart Tabak und schöne Cremigkeit.- warten!

Dessert zum Panettone: Palladino Moscato d’Asti 2022: Man liebt oder hasst diese tollen süssen fruchtigen sprudleligen Dinger – die Flasche war jedenfalls leer!