Freitag, 25. November 2005: Süsswein-Spezial!

Süssweine der Superlative wurden an diesem Abend degustiert. Zum Primus inter Pares wurde der Occhio di Pernice 1989 von Avignonesi erkoren.

Der Süssweinabend wurde genau das, was wir erhofft hatten, aber nicht auszusprechen wagten: zu einem für alle Teilnehmenden eindrücklichen und unvergesslichen Erlebnis!
Die Weine bewegten sich allesamt auf hohem Niveau, und dennoch gab es einen Wein, der allen andern sozusagen die Show stahl: der Occhio di Pernice 1989 überstrahlte alles und brachte einige von uns an den Rand der Ekstase! Doch beginnen wir von vorn:
Gestartet wurde mit einem Riesling QbA 2004 von Spreitzer, Rheingau – herrlich erfrischend, die Restsüsse perfekt vermählt mit einer rassigen Säure.
Dann ging?s los, zumeist in Zweierserien. Zu den Weinen wurden verschiedene Foie Gras, diverse Blauschimmelkäse sowie Trockenfrüchte und Nüsse serviert.

1. Schweiz (Wallis): Petite Arvine, Grain de Folie, 2000, Cave Coronelle, B. Dorsaz, Fully
Recht dunkle Farbe; enorme Ueppigkeit, Aprikose, Zitrusfrüchte, Botrytis klar zum Vorschein kommend; am Gaumen sehr süss, breit, lang. Hält im Konzert der Grossen mit.

2. Frankreich (Bordeaux): Château Rieussec, 2001 (Parker 99 Punkte, Wine Spectator 100)
Trotz mehrstündiger Lüftung eher verhaltene Nase, Botrytis aber deutlich erkennbar, tropische Früchte; am Gaumen breit und mächtig, absolut reintönig, lässt erahnen, was in 10 – 15 Jahren auf einen zukommt, sehr langer, prägender Abgang. Ein grosser Sauternes.

3. Frankreich (Loire): Vouvray Cuvée Constance, 1997, G. Huet (P 99, WS 100)
Etwas verhaltene, auch verwirrende Nase, scheint in den Winterschlaf gefallen zu sein; am Gaumen konzentriert, mit viel Säure im langen Abgang. In zwei, drei Jahren nochmals Annäherungsversuche unternehmen, haltbar ist dieser Wein ohnehin bis zu den Ururenkeln.

4. Deutschland (Pfalz): Rieslaner TBA, Mussbacher Eselshaut, 1992, Müller-Catoir (P 99, WS 97)
Sehr dunkle Farbe; ausladendes Bukett, ja voluminöses Fruchtkonzentrat, dank der natürlichen Säure überhaupt nicht plump wirkend, sehr lang, jetzt und auch die nächsten 20 Jahre wunderbar zu geniessen.

5. Oesterreich (Burgenland): Ruster Ausbruch, Am Fusse des Berges, 2001, Weingut Wenzel
Eher helle Farbe; feiner Duft nach tropischen Früchten, schöne Botrytisanklänge, fast wohltuend erfrischend nach der überschwänglichen TBA zuvor; am Gaumen viel Stoff, knackige, typische Säure, langes Finale.

6. Ungarn: Tokaji Aszu 6 Puttonyos, Tamas, 1993, The Royal Tokaji Wine Company (WS 95)
Leuchtende Bernsteinfarbe; ausgeprägter Rosinenton, Honig, gebrannter Zucker; auch am Gaumen konzentriert, langer Abgang.

7. Australien (Barossa): Barossa Old Tawny Port (20 Jahre), Trevor Jones (P 98)
Recht komplexe Nase mit starken Baumnussaromen, vermischt mit Malz und Kaffee; am Gaumen präsentes Tannin, etwas kräutrig, der Abgang dann aber bestechend lang, mit einer angenehm begleitenden Süsse.

8. Italien (Toskana): Vin Santo Occhio di Pernice, 1989, Avignonesi (WS 95)
Der absolute Höhepunkt! Wohl niemand hätte geglaubt, dass nach den vorangegangen Weinen nochmals eine neue Dimension erreichbar sein würde – doch dem war so!!!
Aus www.vinozeros.ch: ?…Dabei erfolgt der erste Schock bereits beim Einschenken: statt einer noblen Goldfarbe kommt eine schwazbraune ?Brühe?, dickflüssig wie Sirup, heraus. Doch aus dieser dunklen Flüssigkeit steigen Dämpfe, die die Rezeptoren des Geruchssinns an die Grenze der Ueberforderung bringen: Sie werden leicht mehrere asiatische Gewürze herausfiltern können, und in diesen Balztanz der Düfte reihen sich neben getrockneten Früchten auch Mokka, Karamel, Krokant und Nougat ein. Der Abgang ist schier endlos, und wenn Sie Stunden später einen Weinliebhaber bzw. eine Weinliebhaberin küssen sollten, wird diese Person Ihre Occhio-di-Pernice-Fahne auf Anhieb erkennen. Trinken Sie dieses Elixier nicht, nippen Sie es!?

9. Portugal (Port): Quinta do Crasto Vintage Port, 2003 (WS 92 – 94)
Nach der geballten Occhio-Ladung ein schwerer Stand: enorme Frucht, dunkle Kirschen, Holunder; am Gaumen breit, voller Körper, bestechende Länge.

10. Portugal (Port): Taylor?s Vintage Port, 1994 (P 94, WS 100)
Langsam aber sicher macht sich Erschöpfung breit. Der Geruchssinn ist angezählt, dem KO nahe. Ein letztes Aufbäumen, man erkennt Cassis, wirkt noch fast jugendlich, Kaffee; am Gaumen breit und wuchtig, mit einem wundervollen Finale. Absolut hochklassig!

11. Mineralwasser, Mineralwasser, Mineralwasser… 😉

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