Sämtliche Weine wurden blind und in zufälliger Reihenfolge degustiert. Den eigenen Wein zu erkennen entpuppte sich als gar nicht so einfach, bei der Frage Schweiz ja oder nein? lagen wir dagegen zumeist richtig…
Getrunkene Weine:
– Meursault 1er Cru Les Cras Clos Richemont Monopole 2007, Henri Darnat (Burgund): Honig, Birnen, etwas Vanille, Zitrusfrucht, wirkt zu Beginn recht weit fortgeschritten, entwickelt sich an der Luft und etwas wärme besser und besser – wie so oft war der letzte Schluck der Beste!
– Blauburgunder Sélection 2016, Strickhof Trotte Wülflingen: Helle Farbe. Rotbeerige Frucht, stoffig, dezent Holz, am Gaumen fleischig und bekömmlich – unkompliziertes, äusserst günstiges Pinotvergnügen!
– Tête de Pinot 2016, Nadine Saxer, Neftenbach: Eiszältli, Banane, verbrannter Gummi, Holz. Moderner, seelenloser Pinot, für die breite Masse vinifiziert.
Als Gegenstück spontan aus dem Keller gezaubert und offen degustiert:
– Pinot Noir 2015, Strickhof Trotte Wülflingen: Leicht reduktiv, braucht Luft, aber da ist Leben drin! Das ist Pinot! Stoffig, kompakt, trotz des Jahrgangs mit einer bemerkenswerten Säurestruktur, hervorragend lang – bravo Michele Bono und Co! Zwei Franken teurer als der Tête de Pinot von Nadine Saxer, aber um Welten besser! Da waren wir uns alle einig!
– Eagle Cave du Village Magnum 1992, Yves Robyr (Wallis): Rauchspeck, Whiskynote, Champignons, Erde, faszinierend, aber doch zu alt.
– Novum de Salquenen 1991, Caveau du Rhône (Wallis): Maggi, Salamihaut – vorbei.
– Pinot Noir „Georg Fromm“ 2010, Donatsch (Bündner Herrschaft): Da tippten einige auf Burgund! Herrlicher Pinot mit Substanz, wirkt noch jung, kräftig, extrem Druck. Toll!
– Pommard Les Cras 2010, Roger Belland (Burgund): Zwetschgen, Zimt, tolle Frucht, wirkt noch sehr jung. Viel Druck und sehr bugundisch.
– Arenenberg Sélection Pinot Noir 2015 (Thurgau): Dropsig, Himbeerzältli, frischgeschnittenes Holz, Weihrauch. Wirkt künstlich, macht keine Freude.
– Grain Pinot 2012, Chappaz (Wallis): Marie-Thérèse Chappaz gilt als die Süssweinkönigin schlechthin, bei den Roten haben wir schon öfters eher Mühe gehabt. Reduktiv, irgendwie spannend, aber wie nicht fassbar, jemand spricht von Zitrusfurz, jemand von Hagebuttenknallpetarde – schwierig!
– Spätburgunder Sankt Paul Grosses Gewächs 2008, Friedrich Becker (Pfalz): Dezent Holz, sensationell feine Beerenfrucht, floraler Touch, erinnert irgendwie an Neuenburger Weine, sehr stoffig und breit, am Gaumen perfekte Balance, konzentriert, sehr lang – extrem hohes Niveau! Einer der Topproduzenten von Deutschland!
– Kloster Sion Klingnau Réserve 2015, Weingut zum Sternen (Aargau): Würzig, Colafröschli, Nougat, Karamell, wirkt nach dem Vorgänger fast süsslich. Etwas wenig Säure, mittellang.
– Graf Zeppelin Réserve 2014, Grillette (Neuenburg): Etwas reduktiv, Kaffeenoten, Peperoni, Zwiebeln, Stangensellerie. Erdig, leicht grüne Noten im Gaumen, leicht auszehrend, wahrscheinlich liegt’s am Jahrgang.
– Eagle Cave du Village Magnum 1992, Yves Robyr (Wallis): Marcel das Schlitzohr füllte den Rest der Magnum von Rotwein Nr 4 in eine normale Flasche um – und wir merkten nichts! Wir diskutierten über Blaublutfürzli und Senatorenfurz, immerhin noch Rauchspeck und Harz – aber dass es sich um den gleichen Wein handelte, merkte niemand… 🙁
– Pinot Noir „Vintage“ 2010, Donatsch (Bündner Herrschaft): Kommt portweinig daher, recht süss, Mentholnoten, parfümiertes Papier. Edler Abschluss eines superspannenden Abends – vielen Dank an ALLE!