Degustierte Weine:
– Riesling Château Bela (Egon Müller), 2003, Slowakei
– Riesling trocken Spätlese, Rüdesheimer Schlossberg, 2001, Kesseler
– Riesling Kabinett Schloss Fürstenberg, 2006, Weingart
– Riesling Spätlese Uerziger Würzgarten, 2005, Erbes
– Riesling BA Château Bela (Egon Müller), 2001, Slowakei
– Huxelrebe Spätlese, Westhofener Rotenstein, 2006, Seehof
– Riesling Auslese Brauneberger Juffer-Sonnenuhr, 2001, Fritz Haag
– Malaga Moscatel Extra Solera, 1950, Larios
Surprise-Abend in den Toskana-Gemächern des Obertors – dass wir Riesling zum Thema erkoren hatten, schien in die weite Welt hinausgedrungen zu sein; jedenfalls kamen sie in Scharen, die heroischen Rieslingnasen aus nah und fern, die Meistertrinker vom Weinberg, der schwierigen Blindverkostung gelassen entgegenblickend, und wurden gleich beim ersten Wein auf eine harte Probe gestellt, handelte es sich doch um einen slowakischen Riesling vom deutschen Starwinzer Egon Müller: floraler Auftakt, Rosen; am Gaumen Zitrusfrüchte, mineralische Unterstützung, mittellanges Finale – die meisten nicken anerkennend, ebenso beim zweiten Wein, einer trockenen Riesling Spätlese 2001 von August Kesseler, Rheingau, die mit süssen Honigmelonen und Vanillecrème-Assoziationen lockt und mit einer erfrischenden Säure das lange Finale herzhaft untermauert – die einen finden Bela Balla Balla, die andern kess Kesseler, und einig ist man sich, dass die nächsten Flaschen aufgemacht werden sollen, schliesslich hat Otti in der Küche hantiert und feine Käse-Fleischplättchen zubereitet, also los mit dem Riesling Kabinett 2006 von Weingart, Mittelrhein: saftiger weisser Pfirsich, Pink-Grapefruit, feste Kabinett-Struktur, wunderbares Süsse-Säure-Verhältnis, und mit der Riesling Spätlese 2005 aus der Uerziger Würzgartenlage von Karl Erbes, Mosel: reifer Pfirsich, etwas Kohlensäure, wirkt wie in einer Zwischenphase steckend, braucht Geduld, dann der üppigen, von sauberem Botrytisduft dominierten slowakischen Riesling Beerenauslese von Egon Müller – und schiesslich der Huxelrebe Spätlese von Seehof, Rheinhessen, die man einfach mögen muss mit ihrem hinreissenden Duft nach exotischen Früchten, der vifen Säure und dem recht langen Abgang – ein Schnäppchen für jeden Freund restsüsser Weine – da hat es Fritz Haags 2001er Riesling Auslese Brauneberger Juffer-Sonnenuhr mit seiner leichten Petrolnase fast ein wenig schwer, vielleicht auch, weil er eher verhalten wirkt und möglicherweise in der Umwandlungsphase vom ungestümen Jüngling zur reifen Persönlichkeit steckt, jedenfalls ist die Klasse fühlbar, und mit der Luft wird er immer besser, schade, die Flasche viel zu rasch geleert, deshalb noch hurtig in den Keller gestiegen und hinauf mit einer Flache Malaga Moscatel Extra Solera 1950 von Larios, dessen stark medizinale Noten an düstere Impferlebnisse aus Kindertagen erinnern; jodig auch am Gaumen, dann doch ein paar Feigentöne, Karamell, getrocknete Weinbeeren, runter damit und fertig Schluss – nach dem finalen Espressoschuss im Tibitz ab nach Hause, um in schöne Rieslingträume zu versinken.