Getrunkene Weine:
– Chantegrive Blanc 1981: Zwar ein Weisser aus Graves – aber wo lässt sich auf die Schnelle ein weisser Pomerol hernehmen? Fonduekruste, gebrannte Mandeln, apfelig – klingt etwas despektierlich, der Wein war aber durchaus noch trinkbar und strahlte eine Lebensfreude aus, die den 81ern offensichtlich in die Wiege gelegt wurde – gell, Marcel?
– Gazin 1997: Beginnt grün, hört grün auf, dazwischen Waldboden, Teer, kräutrig, Lakritze. Sehr schlanker Körper, am Gaumen auch noch bitter – kurz zusammengefasst: enttäuschend.
– Mazeyres 2001: Modrige Holznoten, ansonsten sehr verschlossen, leicht auszehrend. Vielleicht eine unsaubere Flasche? Ganz zu Beginn tippten einige sogar auf Kork.
– La Violette 1985: Rote Kirschen, Teer, Aufschnitt, Pfeffer. Ist das wirklich Bordeaux? Exotisch! Kaffeenoten und Lakritz, am Gaumen rund, endet ganz am Schluss leicht metallisch.
– Beauregard 1985: Irritierend trübe Farbe. Feuchter Kellerboden, etwas Tabak, am Gaumen dann das pure Gegenteil: saftig, druckvoll – und vor allem klassisch Bordeaux!
– Bourgneuf 1995: Lakritsch, leicht animalisch, am Gaumen scharfe Säure, grüne Noten dazu.
– La Pointe 1998: Waldboden, laktisch, Thymian, spanische Nüssli. Kräutermischung. Am Gaumen kräftig, schön ausgereift – richtig gut!
– Vieux Château Certan 1995: Würzig, Rauchfleisch, Leder, vielfältige, feine Nase! Am Gaumen rund, fast schon feingliedrig, geschmeidig.
– Petit-Village 1998: Reife, wunderschöne Nase – kann nur Bordeaux sein! Rauchspeck, mineralisch, Leder, Espresso, sehr lebendig! Am Gaumen mit kräftiger Säure, endet sehr lang, aber auch ganz leicht trocken. Dennoch: grosser Wein!
– de Rayne Vigneau 1995: Safran – Safran – Safran. Getrocknete Aprikosen gucken ängstlich zwischen den Safranwolken hervor, am Gaumen bäumt sich die Säure auf, dann wird man wieder zugedeckt mit Safran, Safran, Safran. Die Todesstrafe, wer Safran nicht mag.