Donnerstag, 16. Januar 2020: Reif ist geil!

Fazit des Abends: Reif IST geil…

Getrunkene Weine:

Beaujolais Blanc 1992, Jacques Dépagneux (Frankreich): Mandelnote, Pinienkern, doch recht mostig, Baumnussglace. Die freche Säure hat diesen Wein am Leben erhalten.

Chateau Musar blanc 1999 (Libanon): Leichter Kellermuff, der auch nach gehöriger Belüftung nicht weggeht. Definitv nicht die beste Flasche, da hatten wir schon viel bessere 99er.

Nach dem eher harzigen Einstieg dann zwei grundverschiedene Sauvignon Blancs, die beide auf ihre Art voll überzeugten:

Sancerre Montée de Bouffant 1996, Reverdy Ducroux (Frankreich, Loire): Holunder, Schlüsselblumen, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Melonen. Mann ist das schööööön! Bestens integrierte Säure, langes Finale.

Sauvignon Blanc 1994 Margaret River, Cullen (Australien): Fast nicht zu glauben, aber dieser Fettsack hat die 25 Jahre locker überstanden – und wie! Buttermödeli, Saft aus der Ananasdose, Banane, karamellisierte Ananas, oberste Schicht von Creme Catalan. Knackige Säure – auch hier der Trumph, der diesen Wein am Leben liess. Toll!

Viña Pedrosa Reserva 1996, Bodegas Hnos. Pérez Pascuas (Spanien, Ribera del Duero): Dichter, wunderschön gereifter Vertreter aus Spanien! Schwarze Beeren, Orangenzeste, fein saftig, am Gaumen sanft, überaus langes Finale. Wunderbar!

Pommard 1er Cru Agrillères 1985, Olivier Leglise (Frankreich, Burgund): Leicht animalisch, laktisch, reif, Blutorangenhaut, sandige Tannine, gute Zitrussäure.

Mercurey 1988, Bouchot-Ludot (Frankreich, Burgund): Magenbrot, Tonerdemineralität, Bärendreck, Tee. Nagelfluhtannine, eher kurzer Abgang. Es fehlt etwas an Ausstrahlung.

Pinotage 2000, Longridge (Südafrika): Toastig, Teak, Teer, fermentierte Baumnüsse, Speck. Etwas gar viel Holz, aber überaus spannend.

Seven Acre Shiraz 1998, Greenock Creek (Australien, Barossa): PLUMERIA! Leder, Blut von Nasenbluten, dunkle Schokolade, angesengtes Fleisch, Palmzuckermelasse, Süssholz, Schwarztee, Blutorangen, Eisenhütte etc etc etc etc etc etc – mit einem Wort: GEIL!

Vino Añejo aus dem 19. Jahrhundert, Tio Manuel para Dolores, Manuel Moneva e Hijos (Spanien, Cariñena): 100% Grenache, 18% vol., über hundert Jahre in Eichenfässern gelagert. Offenbar nicht aufgespritet. Verrückt! Blind vorserviert hätte wohl niemand auf Rotwein getippt! Brot, Korn, Baumnuss, Karamell, schwarze Schokolade. Am Gaumen wie ein edler Kirsch aus schwarzen Bergkirschen, etwas Honig, ölige Textur – etwas vom Verrücktesten, das wir je in unserem Weinclub hatten – vielen Dank, Raymond, für diese Rarität!

Madeira Malmsey 1975, Blandy’s (Portugal): Fermentierte schwarze Baumnüsse, Aether, Toffee, feine Süsse, taffe Säure, unglaublich Druck.

Riesling Auslese Münsterer Dautenpflänzer 1971 (Deutschland, Nahe): Warmes Apfelmus, Apfelkerngehäuse, gedörrte Aprikosen, Korinthennote. Toller Abschluss eines unglaublich abwechslungsreichen Abends – vielen Dank allen!