Do-Degustation vom 7. Oktober 2010: Château Meyney – Serie Bordeaux

Château Meyney: Ein Weingut – verschiedene Jahrgänge!

Degustierte Jahrgänge:
– 1986
– 1988
– 1992
– 1994
– 1995
– 1990

Wein-Plus sagt zu Chateau Meyney:
Das Weingut liegt in der Gemeinde Saint-Estèphe im gleichnamigen Bereich im Médoc (Haut-Médoc, Bordeaux). Bei der Bordeaux-Klassifizierung
nach dem alten nun nicht mehr gültigem System wurde es zuletzt 2003 als
„Cru Bourgeois Supérieur“ eingestuft. Der Ursprung der auf einem Hügel
liegenden Gebäude mit Blick auf die Mündung der Gironde geht auf das
1662 erbaute Kloster „Prieuré des Couleys“ zurück. Dieser Name war bis
Ende der 1990er-Jahre auch auf dem Etikett enthalten. Während der
Französischen Revolution (1789 bis 1799) wurde das Anwesen
säkularisiert. Im Jahre 1917 wurde es von Désiré Cordier
(+1940) erworben und blieb bis 2004 in Besitz des Weinhandelshauses. In
diesem Jahr wurde es dann an die Banque Crédit-Agricole verkauft.



Ganz spannend, diese Vertikal-Degustation von Château Meyney!
Ein Hammerschlag gleich zu Beginn:

– 1986: noch unglaublich in Form! Feines Leder, Lakritze, eine wunderbare florale Note (Rosenhecke? Veilchen?); am Gaumen saftig, mit viel Druck und einem Potential von nochmals gut und gerne 10 Jahren.

– 1988: die nächste Ueberraschung! Klassischer Bordeaux mit wunderbaren Noten nach Leder, Tabak, ganz leicht animalisch, Lakritze, dunkler Schokolade; am Gaumen mundfüllend, lang, saftig, schöööön!

– 1992: Holzig, etwas unharmonisch, hat zwar gehalten, aber hat es neben den beiden Vorgängern sehr schwer. Kurzer Abgang.

– 1994: Mineralische Noten, Waldboden mit Pilzen; am Gaumen samtig, nicht saftig wie 86 und 88, auch einiges weniger druckvoll.

– 1995: Anfangs verhalten, braucht Luft. Milchschokolade, laktisch, Kaffee, modern; am Gaumen etwas grüne Noten, eher flach. Auch hier das Problem: man vergleicht ihn mit 86 und 88 – allein getrunken hätte er vielleicht eher gepunktet.

Schliesslich rückt Ehrenmitglied Urs Pitch Farner, auch als O.H. bekannt, noch einen 1990er heraus:
Vollreife, fast süssliche Beerenfrucht, Bärendreck, "seichelet" etwas; am Gaumen spanische Nüssli, schon weit vorgeschritten, hat er den Zenith bereits überschritten? Recht druckvoll, schöne Länge, aber für die Meisten hinter dem 88er zurück.

Fazit: ein lehrreicher, unheimlich spannender Abend! Hat man eine "Meyney"-Handschrift herausfiltern können? Nein.
Hat man den Wechsel zum Modernen gemerkt? Unbedingt.
Hat man Jahrgangsunterschiede festgestellt? Und wie.