Donnerstag, 1. Juni 2006: Toskana-Spezial

Degustierte Weine:
– Bombereto Vernaccia di San Grimignano, 1996
– Chianti Classico Riserva, 1990 und 2001, La Selvanella
– Chianti Classico, 2003, Casaloste
– Tignanello, 1994
– Vin Santo 1992, Fattoria le Pupille
– Occhio di Pernice, 1986, Avignonesi

Begonnen wurde der Abend samtpfötig mit einem Vernaccia di San Grimignano von der La Rampa di Fugnano. Die 10 Jahre merkte man dem Wein an, es fehlte etwas an Spritzigkeit und Frische.
Dann breitete Otti seine Mitbringsel aus: feinste Salami von fast jedem schlachtbaren Toskana-Tier, Käse der Spitzenklasse sowie einen Speck, den man einfach probiert haben muss!!!
Zu diesem Grossen Fressen brauchte männiglich natürlich eine grossbu – äh – grossbauchige Chianti-Flasche. Ein Chianti Classico Riserva von La Selvanella musste als erster dranglauben. Dass 1990 ein exzellenter Jahrgang war, merkte man dem Wein an, der auf angenehme Art und Weise die Art von Chianti verkörperte, wie man es vor 20 Jahren in seinem Gedächtnis gespeichert hatte. Nichts davon dann beim gleichen Chianti des Jahrgangs 2001: modern vinifiziert, mit schöner Fruchtnase, aber kein typischer Chianti Classico mehr. Auch der Chianti Classico von Casaloste 2003 präsentierte sich in modernem Fruchtduftgewand mit wenig Säure und einem schmelzigen, den Gaumen schmeichelnden Abgang. Im Kampf gegen die würzigen Salami-, Speck- und Käsebombardements nahmen wir deshalb einen Tignanello 1994 zur Hand, dessen Bukett mit Noten von Mokka, Bleistiftspänen, Schokolade und etwas Lakritze sowie dessen mit einer herbfeinen Säure versehener langer Abgang sich locker durchzusetzen vermochte.
Nach geschlagener Ess- und Trinkschlacht war man froh, zurückgelehnt noch an einem herrlich feinen und noblen Vin Santo 1992 der Fattoria le Pupille nippen zu können.
Den Schlusspunkt setzte dann der legendäre Vin Santo Occhio di Pernice von Avignonesi, 1986: man glaubt, in einem Duftmeer zu ertrinken, wie die Raketen am 1. August knallen einem Aromen um die Nase, das reicht von asiatischen Gewürzen über getrocknete Früchte bis hin zu Mokka, Karamel, Krokant und Nougat! Und dann erst dieser Abgang, der bleibt und zwei Stunden später noch präsent ist, wenn man zu Hause im Bett liegt und zufrieden ausatmet, und die liebe Gattin zur Seite nicht aufspringt und vor der Fahne ihres Mannes flüchtet, sondern zufrieden lächelnd die Hand rüberstreckt und ein wohliges „Occhio“ über die Lippen haucht!