Do-Degu vom 10. April 2008: wirre Winzer – irre Weine!?

Degustierte Weine:
– Trebbiano d’Abruzzo, 1992, E. Valentini (Abruzzen)
– Beaune Cent-Vignes, 1990, Besançenot-Mathouillet (Burgund)
– Pinot Noir Nr. 3, Der Andere, 1999, Schlossgut Bachtobel (Ostschweiz)
– Chardonnay Beerenauslese, 1999, H. Lang (Neusiedlersee)

Sind Weine von Winzern, die als schräge Vögel gelten, anders? Vielleicht besonders charaktervoll – oder zum Teil womöglich fast untrinkbar?
Wir wagten den Test und stiegen gleich ein mit einem Schwergewicht in der Gilde der schrägen Vögel:

Trebbiano d’Abruzzo 1992, Edoardo Valentini, Abruzzen:

Braucht Luft, entwickelt eine immer spannender werdende Nase, die an einen weissen Top-Burgunder erinnert; frisches Stroh im Stall, ob Kuh- oder Pferd-, da war man sich nicht ganz sicher; im Mund kommt der Stoff breit und mit enorm viel Säure daher, der Abgang ist knochentrocken. Ein Unikum in Sachen Weisswein – 16jährig und im besten Adoleszenz-Alter!

Beaune Cent-Vignes, 1990, Besançenot-Mathouillet, Burgund:

Die Geschichte der lieben Madelène wird hier nicht nochmals aufgerollt – bleiben wir beim Wein:
sehr helle Farbe, Duft nach frischen roten Kirschen, trotz der sanften Alterstöne noch viel Frucht vorhanden; den Gaumen kitzelt betörendes Leder, fast ein Uebermass an Säure beim mittellangen Abgang.

Pinot Noir Nr. 3, Der Andere, 1999, Schlossgut Bachtobel (Ostschweiz):

Eingedickte Frucht, etwas Vanille, fast Amaronemässig, Konfitüre, üppig, konzentriert (im wahrsten Sinn des Wortes…), kein bisschen altersmüde, erstaunlich – aber schmeckt so ein guter Pinot aus unserer Gegend?
Wir machten den Test und holten ein halbes Pinot-Fläschchen Henggarter rauf: schon beim ersten Schluck war klar: Meister Kesselring, auch deine 14.8% vol. -Pinot-Bomben-Experimente von anno dazumal sind noch tausendmal besser als die zaghaften Qualitätsversuche vor unserer Haustür…

Chardonnay Beerenauslese, 1999, Helmut Lang (Neusiedlersee):

Viel Pink Grapefruit, etwas Karamell; am Gaumen wirkt der Wein nicht übermässig süss, ordentlicher Abgang. Jorge schwärmt von damit übergossenen Vanillekugeln, doch da keine vorhanden und aufzutreiben sind, schliessen wir die Bude und wanken ins Tibitz zum obligaten Espresso-Abschluss-Ritual.