Donnerstag, 1. November 2018: Serie Bordeaux – Pauillac

Getrunkene Weine:

– Les Plantiers du Haut-Brion 2006: Von jungen Semillon-Rebstöcken aus dem Haut-Brion-Weinberg. Stark apfelig, Apfel im Schlafrock, Kandiszucker, Waldhonig, Kamille, mit der Luft entwickeln sich feine Blumenaromen.

– Pontet-Canet 1983: Die goldene Zeit von Pontet-Canet begann erst ab 1994… Alte Lumpen, Kellerboden, Tomatenpurée, krautig, unharmonische Säure, da ist wirklich wenig drin, was Spass macht. Vielleicht die Sojatöne im leeren Glas?

– Lynch-Moussas 1989: Nicht schlecht in der Nase, am Gaumen aber definitv zu dünn und unausgewogen für diesen Top-Jahrgang! Endet bitter, die Gerbstoffe sind unreif.

– d’Armailhac 1990: Espresso, animalisch, Ross PLUS Sattel, hat Kraft und Biss. Einziger Wermutstropfen: ein abgestandener Uringeruch (im Wein) zerstört das positive Gesamtbild. Mich schüttelt’s noch jetzt, zwölf Stunden später…

– Grand-Puy Ducasse 1988: Gefällig, „warm“, mit Cassisnoten. Rund und fein, mineralisch, endet ganz leicht bitter.

– Les Tourelles de Longueville 2005: Feine reife Beeren kitzeln die Nase, schwarze Kirschen; am Gaumen dann die Ueberraschung: recht ruppige Tannine, wirkt burschikos und einfach. Oder einfach noch zu jung?

– Batailley 1995: Laktisch, beerig, Zedernholz, saftiger Gaumen, jetzt perfekt auf dem Höhepunkt, macht Spass!

– Clerc-Milon 2005: So, jetzt sind wir definitv angekommen! Die Nase ist schon superschön! Laktisch, Lakritz, dunkle vollreife Beeren, Bleistiftspitze; am Gaumen kräftig, noch sehr jung wirkend, der ist noch lange nicht auf dem Höhepunkt – aber jetzt schon toll!

– Pichon-Longueville-Comtesse-de- Lalande 2002: Röstnoten, blaue und schwarze Früchte, wenig Animalik; am Gaumen tief und körperreich, faszinierende Zitrusaromen im sehr langen Abgang.

– Lynch-Bages 1999: Salamihaut, Aufschnittplatte, leicht rauchig, Schokotöne; am Gaumen vollmundig, beeindruckend langes Finale. Hat Charisma!

– Pichon-Longueville-Baron 1996: Espresso, laktisch, Hobelspäne, Fleischbrühe mit Bouillon, am Gaumen vollmundig, typische 96er-Säure, gute Länge.

– Broustet 1978: Leichter Kork. Marzipan, Pilz, bestimmt über dem Zenith.

– Doisy-Daene 1996: Süsse Mandeln, gedörrte Aprikosen, Grüntee. Nicht auf der ultrasüssen Seite, auch nicht mit der prägenden Säurestruktur – aber noch beeindruckend frisch – hält locker noch zehn Jahre und mehr!

 

 

 

 

Donnerstag, 25. Oktober 2018: Serie Traubensorten – Sauvignon blanc & Cabernet franc

Getrunkene Weine:

– Sauvignon Blanc Poggio alle Gazze 2000, Tenuta dell’Ornellaia (Italien, Toskana): Mostig und brandig, etwas Honig, keine Aromatik mehr, zu alt. Schade.

– Sauvignon Blanc Gemella 2012, Bindella (Italien, Toskana): Jede Menge Schiesspulver, Schwefel, dahinter würzig, stützende Säure, alles in allem zu einfach.

– Pouilly-Fumé Les Cris 2009, Cailbourdin (Frankreich, Loire): Sehr frisch, mit Noten nach Zitrus, Kalk, leicht rauchig; am Gaumen wieder viel Mineralität, feingliedrige Säure, langes Finale. Hat sehr gut gehalten!

– Pouilly-Fumé Les Cris 2014, Cailbourdin (Frankreich, Loire): Limetten, frisch geschnittenes Gras, Bienenwachs, Stachelbeeren, prägende Säure. Der 2009er war zugänglicher und geschmeidiger.

– Saumur Blanc 2000, Château Yvonne (Frankreich, Loire): Nanu, das ist ja Chenin Blanc? Macht nichts, ein schöner Pirat nehmen wir immer gerne entgegen. Honig, Rauch, Brandruine, gedörrte Aprikosen, sehr spannend, aber wie gesagt kein Sauvignon Blanc…

– Sancerre Guigne-Chèvres 2012, Domaine Vacheron (Frankreich, Loire): Komplexes Bukett mit feinen Zitrusnoten, Grapefruit, sehr würzig und mineralisch. Am Gaumen saftig und vielschichtig, mit pikanten Säurestruktur. Noch zu jung. Dürfte locker Jahrzehnte überstehen.

– Fassprobe Cabernet Blanc/Sauvignon Blanc 2018, Strickhof Winterthur, Azubi-Wein: Traubig, Nordpolzältli, Grapefruit, erstaunlich präsente Säure. Wird sich bestimmt gut entwickeln.

– Cabernet Tornyos 2000 (Ungarn): Paprika, ganz leicht animalisch, herb, Bananenbrei, Kaffeenoten.

– Moonlight Cabernet Franc 2001, Midnight (USA, Kalifornien): Kaffee, schwarze Schokolade, Mandeln, weiche Tannine, ganz leicht Kohlensäure. Wein, dem es an Tiefgang fehlt.

– The Franc Cabernet Franc 2005, Cosentino (USA, Kalifornien): Leicht schwefelig. Schwarze Früchte, Schwarztee, Sojasauce, leider auch mit grünen Noten, wirkt etwas langweilig.

– Chinon Les Grézeaux 2009, Bernard Baudry (Frankreich, Loire): Animalisch, frisch gemähtes Gras, grüne Paprika, am Gaumen zwar saftig und mit der Luft besser werdend, aber irgendwie wirkt der Wein nicht ganz harmonisch.

– Paleo 2008, Le Macchiole (Italien, Toskana): Zum Abschluss ein Knaller! Schwarz, schwarz, schwarz! Dunkle Schokolade, Gabazältli, aber auch viel Mineralität. Mundfüllendes Cabernet-Franc-Erlebnis, dürfte den Genusshöhepunkt erst in einigen Jahren erreichen.

– Sauvignon Blanc Beerenauslese 2000, Lang (Oesterreich, Neusiedlersee): Marzipan, Rosenparfüm, Karamell, getrocknete Früchte. Gehört eher als Sauce über ein Glace geleert denn ins Glas.